Kinder sind anders

Kinder sind fröhlich

wieso ?

wer an einer Schule vorbeigeht hört einen unbeschreiblichen Lärm
wieso ist da so viel "Leben"?
Der Erwachsene ist viel ruhiger
Kinder sind fröhlich
warum sind Kinder so fröhlich ausgelassen begeistert ständig in Aktion warum lachen sie so viel
warum haben so viel vor und sind ständig positiv

nun Kinder entdecken die Welt, erlernen ständig Neues
freuen sich über alles was ihren Geist erweitert
freuen sich weil sie aktiv sein können und die Welt bewegen
und es fällt ihnen ständig was ein und sie reden und reden

Ja Kinder sind anders, dieser Buchtitel von Maria Montessori,
einer italiensiche Kinderärztin, einer gläubigen Katholikin übrigens
trifft es

Kinder lesen in dem Buch der Eltern
das Leben der Eltern ist ihr Lesestoff



Sie scheibt in einer Zeit, da Kinder noch nicht so wie heute behandelt wurden.
Auch eine Zeit, als die Menschen noch arm waren. Sie hat vornehmlich mit Kinder der Proletarier gearbeitet,
Kinder, die von den Eltern nicht so viel Zuwendung und Verständnis erwarten konnten.

An diesen Kinder werden die Erwachsenen schuldig.

Auch ich fühle hier meine Schuld
dieser Liebe der Kinder nicht entsprochen zu haben,

Schuldig geworden an der Liebe
das ist genau das, woran die Menschen schuldig werden

Gott gegenüber und vor Jesus

Maria Montessori

Die Schaukraft der Liebe

aus dem Buch

KINDER SIND ANDERS


Alle jene Strebungen des Lebens,
die, nach ihren eigenen Gesetzen verlaufend,
auf die Herstellung harmonischer Beziehungen
zwischen den Lebewesen abzielen,
gelangen unter der Form der Liebe zu unserem Bewußtsein.

Man könnte sagen, die Liebe sei der Maßstab für das Heil

und die Gesundheit der Seele.


Ohne Zweifel ist sie nicht selbst der bewegende Motor

sondern eine Art Reflex, gleich dem Licht, das die Steine von einem größeren Himmelskörper empfangen.


Der Impuls ist der Instinkt, der den schöpferischen Anstoß zum Leben gibt.

Bei dieser seiner Verwirklichung der Schöpfung aber sucht der Instinkt Liebe zu wecken.


So kommt es, daß das Bewußtsein des Kindes von Liebe erfüllt ist, ja daß das Kind erst durch die Liebe zur Selbstverwirklichung findet.


Schon der unwiderstehliche Trieb, der während der sensitiven Perioden das Kind mit den Dingen seiner Umgebung verbindet,
kann als Liebe zu seiner Umwelt angesprochen werden. Offenbar handelt es sich hier um etwas, das von den allgemein verbreiteten
Vorstellungen von der Liebe abweicht. Man versteht darunter in der Regel ein Gefühl; doch die kindliche Liebe kommt aus der lntelligenz, und sie baut auf, indem sie liebevoll sieht und beobachtet. Die Eingebung, die das Kind dazu drängt zu beobachten, ließe sich mit einem Wort Dantes

intelletto d'amore - Intelligenz oder Schaukraft der Liebe

nennen.

Die Fähigkeit, lebhaft und genau solche Züge der Umwelt zu beobachten die für uns Erwachsene, denen jene Lebendigkeit bereits abhanden gekommen ist, völlig unwichtig erscheinen, ist zweifellos eine Form von Liebe. Ist nicht gerade die Empfänglichkeit, die uns an einer Erscheinung Züge bemerken läßt, die andere nicht sehen, nicht schätzen, nicht entdecken, ein charakteristisches Kennzeichen der Liebe? Der Intelligenz des Kindes entgeht auch das Verborgene nicht, eben weil es mit Liebe beobachtet, nie aber mit Gleichgültigkeit.



Dieses aktive,brennende, einsehende und dauernde Sichversenken in Liebe ist ein Merkmal des Kindesalters.
Der Erwachsene sieht in der Lebhaftigkeit und Fröhlichkeit Kundgebungen eines intensiven Lebens und somit ein typisches Kennzeichen des Kindesalters; er läßt dabei die Liebe, das heißt
die geistige Energie, außer acht und verwendet keinen Blick auf die moralische Schönheit, die das Schöpfungswerk des werdenden Menschen begleitet.


Im Kinde ist die Liebe noch frei von Widersprüchen. Es liebt, weil es die Welt in sich aufnimmt, weil die Natur ihm dies gebietet. Und es absorbiert alles, was es aufnimmt, um es dem eigenen Leben, der eigenen Persönlichkeit einzuverleiben. Innerhalb der kindlichen Umwelt bildet der Erwachsene den wichtigsten Gegenstand der Liebe; von ihm erhält das Kind die materiellen Hilfen, von ihm nimmt es mit intensiver Liebe, das, was es zur eigenen Formung benötigt. Für das Kind ist der Erwachsene ein verehrungswürdiges Wesen; von seinen Lippen strömen, wie aus einer unerschöpflichen Quelle, die Worte, deren das Kind für sein eigenes Sprechver-mögen bedarf und die es bei seinem weiteren Tun leiten werden. Die Worte des Erwachsenen wirken auf das Kind gleich Anregungen aus einer höheren Welt.

Mit seinen Handlungen zeigt der Erwachsene dem aus dem Nichts gekommenen Kind, wie Menschen sich zu bewegen haben. Ihn nachahmen, bedeutet für das Kind ins Leben eintreten. Worte und Handlungen des Erwachsenen bezaubern und faszinieren das Kind dermaßen, daß sie suggestive Kraft über seine Seele erlangen.

Die Sensibilität des Kindes dem Erwachsenen gegenüber ist so groß, daß der Erwachsene im Kinde selbst zu leben und zu handeln vermag. Die Episode des Jungen, der die Schuhe auf die Bettdecke gestellt hatte, verrät, bis zu welchem Punkt der Gehorsam des Kindes und die Suggestivkraft des Erwachsenen gehen kann. Was der Erwachsene dem Kind sagt, bleibt diesem eingepräqt, als wäre es mit einem Meißel in Marmor gehauen.  Man erinnere sich an das Beispiel des kleinen Mädchens, dessen Mutter ein Paket mit Stoff und mit einer Trompete erhalten hatte.  Darum sollte der Erwachsene jedes Wort, das er in Gegenwart.von Kindern spricht, sorgfältig abwägen, denn das Kind dürstet danach, zu lernen und Liebe in sich aufzuspeichern.

Dem Erwachsenen gegenüber neigt das Kind zu einem Gehorsam, der bis an die Wurzeln seines Geistes reicht. Verlangt der Erwachsene jedoch, daß das Kind ihm zuliebe auf Betätigungen verzichte, die jedes Geschöpf nach unabänderlichen inneren Regeln und GerGesetzen vollführen muß, dann kann das Kind einfach nicht gehorchen. Man könnte ihm ebensogut befehlen, mit dem Wachstum seiner Zähne innezuhalten. Die Launen und Anfälle von Ungehorsam beim Kind sind nichts anderes als der Ausdruck eines vitalen Konfliktes zwischen schöpferischem Impuls und der Liebe zu dem Erwachsenen, der das Kind nicht versteht. Jedesmal,
wenn der Erwachsene statt auf Gehorsam auf eine Laune des Kindes stoßt, sollte er an diesen Konflikt denken und einsehen, daß das Kind etwas verteidigt, was für seine Entwicklung lebensnot-wendig ist.
Nie dürfen wir vergessen, daß das Kind gehorchen möchte und daß es liebt. Das Kind liebt den Erwachsenen über alles, während wir für gewöhnlich bloß sagen: "Wie doch die Eltern das Kind lieben! Auch von den Lehrern heißt es: 'Wie sie die Kinder Iieben! Man glaubt gemeinhin, es sei nötig, den Kindern die Liebe zu den Eltern", zu Mutter, Vater, Lehrern, den Menschen im allgemeinen, den Tieren, den Pflanzen, den Dingen erst von außen her beizubringen. Wer aber lehrt die Kinder lieben? Etwa der Erwachsene, der alle Lebensäußerungen des Kindes Launen nennt und sich und all seine Habe gegen das Kind zu verteidigen sucht? Ein solcher Mensch kann nicht Lehrer der Liebe sein, denn er besitzt nicht jenes Feingefühl, das wir oben "Schaukraft der Liebe" genannt haben.

Wer wirklich liebt, ist das Kind, das den Erwachsenen bei sich haben will und immer wieder seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen sucht: "Sieh mich an, bleib bei mir!"
Abends, wenn es zu Bett geht, ruft das Kind den geliebten Menschen zu sich und will nicht dulden, daß er es verlasse. Wenn wir uns zu Tisch setzen, will bereits der Säugling mit uns kommen, nicht um gleichfalls zu essen, sondern um uns zuzusehen und uns nahe zu sein. An dieser mystischen Liebe geht der Erwachsene meist achtlos vorbei. Doch wohlgemerkt: dieses kleine Wesen, das euch liebt, wird heranwachsen und wird eines Tages verschwunden sein. Wer wird euch dann beim Schlafengehen zu sich rufen und zärtlich sagen: "Bleib bei mir ! statt sich mit einem gleichgültigen ,Gute Nacht" zu verabschieden? Wer wird noch einmal mit solcher Leidenschaft in eurer Nähe sein wollen, während ihr eßt, nur um euch zuzusehen? Wir wehren diese Liebe ab und werden doch nimmer ihresgleichen finden.

Nervös sagen wir:- "Ich habe keine Zeit, ich kann nicht, ich habe zu tun!' Und auf dem Grund unserer Seele denken wir: ,Man muß diesen Kindern Manieren beibringen, sonst werden wir noch zu ihren Sklaven." Wir wollen uns von ihnen befreien, um nicht auf unsere Bequemlichkeit verzichten zu müssen.

Eine schreckliche Gewohnheit des Kindes besteht darin, daß es des Morgens Vater und Mutter aufweckt. Und das Fräulein sollte diese Missetat unbedingt verhindern und so den Schutzengel für den Morgenschlaf der Eltern spielen.
Was aber, wenn nicht die Liebe, treibt das Kind, alsbald nach seinem Erwachen zu den Eltern zu laufen?


Sobald es früh, bei Sonnenaufgang, gleich allen reinen Wesen, von seinem Lager aufspringt, macht das Kind sich auf die Suche nach den Eltern, als wolle es ihnen sagen: ,,Lernt doch, heilig zu leben! Es ist schon hell, der Morgen ist da!" Aber es kommt nicht als Lehrmeister, sondern einzig getrieben von dem Wunsch, die Wesen wiederzusehen, die es liebt.
Das Zimmer ist vielleicht noch finster und gut abgeschlossen, damit kein störendes Licht von außen eindringt. Zögernd und voll Angst vor der Dunkelheit nähert sich das Kind; bald aber hat es diese Angst überwunden und berührt nun zärtlich die Eltern. Vater und Mutter schelten: ,Haben wir dir denn nicht tausendmal gesagt, daß du uns nicht so früh wecken darfst?" "Ich wecke euch ja nicht", mag das Kind antworten, ,ich wollte euch nur einen Kuß geben!"
Das bedeutet soviel, wie wenn es sagte: "Nicht körperlich wollte ich euch wecken - ich wollte euren Geist wachrufen!"

Ja, die Liebe des Kindes ist für uns von unermeßlicher Wichtigkeit. Vater und Mutter verschlafen ihr ganzes Leben, neigen dazu über allem und jedem einzuschlafen, und brauchen ein junges Wesen, das sie weckt und mit der frischen, lebendigen Energie belebt, die sie selber nicht mehr besitzen - ein Wesen, das sich anders verhält als sie und ihnen Morgen für Morgen zuruft:
Jawohl, besser zu leben: den Atemhauch der Liebe zu verspüren.
Ohne das Kind, das ihm hilft, sich ständig zu erneuern, würde der Mensch degenerieren. Wenn der Erwachsene sich nicht um Erneuerung bemüht, bildet sich rings um seinen Geist ein harter Panzer, der ihn gefühllos werden läßt, und damit verliert er schließlich sogar sein Herz. Man ist versucht, an die Worte des Jüngsten Gerichtes zu denken, mit denen Christus sich an die Verdammten wendet und sie verflucht - jene Verdammten, die nie von den Mitteln zur inneren Neugeburt, die das Leben ihnen bot, Gebrauch machen wollten!

Hinweg, ihr Verfluchten, denn ich bin krank gewesen, und ihr habt mich nicht gepflegt!"
Sie aber antworten:
Herr, wann haben wir dich krank gesehen?
_ "Alles, was ihr einem von diesen den Geringsten, getan habt, das habt ihr mir getan. Hinweg, ihr Verfluchten, denn ich lag im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht.
"Oh Herr, wann Iagst du im Gefängnis?"
"In jedem Gefangenen war ich selbst."
Diese dramatische Szene des Evangeliums lehrt, daß es Pflicht des Menschen.ist, dem in jedem Armen, in jedem Gefangenen, in jedem Leidenden verborgenen Christus beizustehen.
Wollte man die wunderbare biblische Szene auf den Fall des Kindes anwenden,
so käme man zu der Erkenntnis, daß Christus in Gestalt des Kindes zu allen Menschen kommt.
"Ich habe dich geliebt, ich bin des Morgens zu dir gekommen, um dich zu erwecken, doch du hast mich zurückgestoßen!"


Wann, o Herr, bist du des Morgens in mein Haus gekommen, mich zu erwecken, und ich habe dich zurückgestoßen?
"Die Frucht deines Leibes, die kam und dich rief, war ich. Wer dich bat, ihn nicht allein zu lassen, war ich!
Wir Toren! Er war der Messias, der kam, uns zu erwecken und uns die Liebe zu lehren !


Wir aber meinten, es mit einer Kinderlaune zu tun zu haben,

und so überantworteten wir unser Herz der Verdammnis!






 

 


 

 

 
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