Mathilda Augusta Wrede
(* 8.März 1864 in Vaasa; † 25.Dezember 1928 in Helsinki)
war eine schwedisch-finnische Aristokratin.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mathilda_Wrede
Eine beeindruckende, tapfere junge Frau, die auch als „Freundin der Freunde hinter Gittern"bezeichnet wurde. Sie betrat unerschrocken und ohne jede Begleitung die Gefängnisse und verbreitete in einer Welt des Schmutzes, der Not und des Hasses Freundlichkeit und Wärme. Vor allem aber brachte sie den Gefangenen die rettende Botschaft von Jesus Christus.
Aus dem Buch von Ingeborg Maria Sick
Im Sommer 1890 war der große internationale Pönitäten-Kongreß in Petersburg, wo die höchsten Vertreter des Gerichts- und Gefängniswesens aus den verschiedenen Reichen anwesend waren. Mathilda Wrede reiste als Delegierte hin, die einzige weibliche Abgesandte der zweiten Sektion, zu der sie gehörte.
Am Abend war ein großes Fest. Mathilda lernte zu ihrer Freude mehrere von den hervorragendsten Gefängnisbeamten kennen, und ihnen stellte sie mit warmen Worten vor, wie notwendig es wäre, dass die Gefangenen mehr geistlich beeinflußt würden als bisher. Denn der sicherste Ausgangspunkt für einen besseren, rechtschaffeneren Lebenswandel sei doch immer die Bekehrung des Menschen zu Gott.
Am nächsten Morgen begannen die Arbeitstage für die Sektionen, an denen verschiedene wichtige Fragen verhandelt werden sollten. Mathilda war unter den allerersten, die sich in dem für die Versammlungen bestimmten Saal einfanden, und sie setzte sich da an einen langen, mit grünem Tuch überzogenen Tisch. Allmählich kamen auch die Herren, und alle miteinander betrachteten erstaunt und nachdenklich die einzelne junge Dame.
Als Frankreichs Vertreter wurde er bei dem Kongreß mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt. Der große Saal war gedrückt voll von einer sehr aufmerksamen Zuhörerschaft, die den Redner in seiner schönen Sprache mit glänzender Beredsamkeit in Atem hielt.
Als er schwieg machte Mathilda dem Prädsidenten ein Zeichen, dass sie das Wort ergreifen möchte. Sie mußte sprechen - unwiderstehlich überkam sie es. Was sie sagen sollte, wußte sie nicht, sie konnte auch ihre Gedanken auf französich nicht so ordnen und zurechtlegen, wie es eigentlich hier verlangt wurde, aber das wußte sie, schweigen konnte sie nicht
Alle die anderen vertraten die Obrigkeiten der Gefängnisse, die bürgerliche Gesellschaft, sie ganz allein vertrat die Gefangenen. Aus Treue ihnen gegenüber, die sie zu ihren Freunden erkoren hatte, aus ihrer religiösen Überzeugung heraus mußte sie das Wort ergreifen.
Aller Augen in dem großen Saal waren auf sie gerichtet. Ihr Herz klopfte mit heftigen Schlägen, und es brauste ihr in den Ohren, als sie sich erhob und an das Rednerpult trat. Aber in demselben Augenblick, gerade wie damals, wo sie zum erstenmal zu den Gefangenen sprach, war plötzlich alle Erregung wie weggeblasen.
„Messieurs!“sagte sie klar und deutlich „Il y a un moyen, par lequel chaque criminel peut être transformé - même ceux qu‘ on appelle incorrigibles. C‘est la force de Dieu. Les lois et les systèmes ne peuvent pas changer le coeur d‘un criminel, mais Dieu le peut. Je suis persuadée qu‘on devrait s‘occuper bien plus et même avant tout des âmes des prisonniers et de leur vie spirituelle.
Es gibt ein Mittel,durch das jeder Verbrecher ein anderer Mensch werden kann - selbst solche, die unverbesserlich genannt werden. Dieses Mittel ist die Kraft Gottes. Gesetze und Vorschriften können das Herz keines einzigen Verbrechers ändern, aber Gott kann es. Ich bin überzeugt, daß man sich viel mehr als bisher und vor allem mit den Seelen der Gefangenen und mit ihrem geistigen Leben beschäftigen sollte.