1 Steh auf, Jerusalem, und werde licht! / Denn dein Licht ist gekommen, / und die Herrlichkeit Jahwes strahlt über dir!
2 Noch hüllt Finsternis die Erde ein, / tiefes Dunkel alle Völker. / Doch über dir strahlt Jahwe auf, / seine Herrlichkeit erscheint über dir.
3 Ganze Völker ziehen zu deinem Licht hin, / Könige zu deinem strahlenden Glanz.
4 Schau dich um und sieh es dir an! / Sie strömen von allen Seiten zu dir. / Deine Söhne kommen von fern, / deine Töchter trägt man auf den Armen herbei.
5 Du wirst es sehen und strahlen vor Glück, / dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit. / Die Schätze der Völker werden zu dir gebracht, / der Reichtum des Meeres strömt dir zu.
6 Kamelkarawanen bedecken dein Land, / junge Dromedare von Efa und Midian1. / Von Saba2 kommen sie mit Weihrauch und Gold / und verkündigen mit Freude das Lob Jahwes.
7 Alle Schafherden Kedars3 sammeln sich bei dir, / die Schafböcke von Nebajot4 stehen in deinem Dienst. / Als angenehme Opfer kommen sie auf meinen Altar. / So ehre ich mein herrliches Haus.
8 Was kommt da wie eine Wolke geflogen, / wie Tauben zu ihren Löchern in der steilen Wand?
9 Ja, die Meeresländer hoffen auf mich, / die Hochseeschiffe fahren voran / und bringen deine Kinder von ferne herbei, / und mit ihnen ihr Silber und Gold. / Das alles geschieht zur Ehre Jahwes / und weil der heilige Gott Israels dich herrlich gemacht hat.
10 Fremde werden deine Mauern wieder bauen, / und ihre Könige werden dir dienstbar sein. / In meinem Zorn habe ich dich zwar gestraft, / doch in Gnade erbarme ich mich über dich.
11 Stets hält man deine Tore offen, / Tag und Nacht sind sie nicht zu. / Den Reichtum der Völker bringt man zu dir, / und ihre Könige treibt man voran.
12 Denn jedes Volk und jedes Reich, das dir nicht dient, wird bald zugrundegehen. / Diese Stämme werden völlig verheert.
13 Die Pracht des Libanon wird zu dir gebracht, / Zypressen, Platanen und Wacholderbäume. / Den Ort meines Heiligtums sollen sie schmücken, / sollen den Platz für meine Füße zieren.
14 Die Söhne derer, die dich beugten, / kommen nun gebückt zu dir. / Die dich verspottet haben, / bücken sich nun zu deinen Fußsohlen hin. / Sie nennen dich "Zion Jahwes", / Stadt, die dem heiligen Gott Israels gehört!
15 Du bist nicht mehr verlassen und verhasst, / eine Stadt, die von allen gemieden wird. / Ich mache dich zu einer ewigen Pracht, / zur Freude kommender Generationen.
16 Du wirst die Milch der Völker saugen, / wirst trinken an der Brust von Königen. / Du wirst erkennen, dass ich, Jahwe, dein Retter bin, / dass der starke Gott Jakobs dein Befreier ist.
17 Anstelle von Bronze bring ich dir Gold, / statt des Eisens bringe ich Silber herbei, / statt der Hölzer Erz, / und Eisen anstelle der Steine. / Deine Verwaltung wird Frieden sein / und deine Regierung Gerechtigkeit.
18 Man hört nichts mehr von Gewalt in deinem Land, / von Verwüstung und Zerstörung in deinem Gebiet. / Du wirst deine Mauern "Rettung" nennen / und deine Tore "Lob".
19 Das Licht der Sonne wirst du künftig nicht mehr brauchen, / auch nicht mehr den Mondschein in der Nacht, / denn dein ewiges Licht wird Jahwe sein, / dein Gott leuchtet dir in herrlichem Glanz.
20 Darum wird deine Sonne niemals mehr untergehen, / dein Mond nimmt niemals ab, / denn Jahwe ist dann dein ewiges Licht. / Und deine Trauerzeit ist für immer vorbei.
21 Dein Volk wird nur aus Gerechten bestehen, / und das Land wird für immer ihr Eigentum sein; / ein blühender Garten, von Jahwe angelegt, / ein Werk seiner Hände zu seinem Ruhm.
22 Die kleinste Sippe wird eine Tausendschaft sein, / der geringste ein gewaltiger Stamm. / Wenn die Zeit dafür gekommen ist, / führe ich, Jahwe, es ganz schnell herbei.
1 Der Geist von Jahwe ruht auf mir, / denn Jahwe hat mich gesalbt1. / Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen / und zerbrochene Herzen zu verbinden; / den Gefangenen zu verkünden: "Ihr seid frei!" / und den Gefesselten: "Ihr seid los!";
2 um auszurufen das Gnadenjahr Jahwes2 / und den Tag der Rache für unseren Gott, / um alle Trauernden zu trösten
3 und den Trauernden Zions Freude zu bringen. / Schmuck bekommen sie anstelle von Schmutz, / Freudenöl statt Trauersack, / Jubellieder statt Mutlosigkeit. / Man nennt sie "Terebinthen der Gerechtigkeit", / eine Pflanzung Jahwes, die seine Herrlichkeit zeigt.
4 Die uralten Trümmerstätten bauen sie dann auf, / stellen die wüsten Orte wieder her. / Die zertrümmerten Städte bauen sie neu, / alles, was Generationen lang Ruine war.
5 Dann nehmen Fremde euch die Arbeit ab, / sie weiden eure Herden, / bestellen euer Land / und werden eure Weingärtner sein.
6 Und euch wird man "Priester Jahwes" nennen, / "Diener unseres Gottes" sagt man zu euch. / Ihr werdet genießen, was die Völker besitzen, / denn ihre Schätze gehören jetzt euch.
7 Statt des Doppelmaßes eurer Schmach, / statt der Schande, die als euer Anteil galt, / wird euer Teil am Land nun doppelt so groß; / ewige Freude wird euch geschenkt.
8 "Denn ich, Jahwe, ich liebe das Recht / und hasse den gemeinen Raub. / Weil ich treu bin, belohne ich sie / und schließe mit ihnen einen ewigen Bund.
9 Ihre Nachkommen sind unter den Stämmen bekannt, / ihre Sprösslinge unter den Völkern. / Wer sie sieht, erkennt gleich: / Das sind die, die Jahwe gesegnet hat."
10 Überaus freue ich mich über Jahwe! / Meine Seele jubelt über meinen Gott! / Er kleidet mich in Gewänder des Heils / und legt mir den Mantel der Gerechtigkeit um. / Wie ein Bräutigam bin ich festlich geschmückt, / wie eine Braut, die ihr Geschmeide anlegt.
11 Denn wie die Erde Pflanzen hervortreibt, / wie ein Garten die Saat wachsen lässt, / so bringt Jahwe, der Herr, unsere Gerechtigkeit hervor, / unser Lob bei allen Völkern.
1 Um Zions willen darf ich nicht schweigen, / um Jerusalems willen will ich nicht ruhen, / bis das Recht in ihm aufstrahlt wie das Morgenlicht, / und seine Rettung wie eine Fackel in der Nacht.
2 Die Völker werden deine Gerechtigkeit sehen / und alle Könige deine strahlende Pracht. / Man legt dir einen neuen Namen bei, / den Jahwe selbst für dich bestimmt.
3 Du wirst ein Schmuckstück sein in Jahwes Hand, / ein königliches Diadem1, gehalten von deinem Gott.
4 Du wirst nicht länger "die Verstoßene" genannt, / dein Land wird nicht mehr "Ödland" heißen, / sondern "Gottes Liebling" nennt man dich / und dein Land "Regenland". / Denn Jahwe hat seine Freude an dir / und vermählt sich mit deinem Land.
5 Denn wie der junge Mann sein Mädchen heiratet, / so vermählen sich deine Söhne mit dir. / Und wie der Bräutigam sich an seiner Braut freut, / so hat dein Gott Freude an dir.
6 Ich habe Wächter auf deine Mauern gestellt, Jerusalem! / Ihr Rufen verstummt nicht einen Augenblick, / weder am Tag noch in der Nacht. / Ihr Wächter sollt Jahwe an Jerusalem erinnern! / Gönnt euch keine Rast,
7 und lasst ihm keine Ruhe, / bis er Jerusalem wieder so hergestellt hat, / dass alle Welt die Stadt rühmt.
8 Jahwe hat geschworen bei seiner rechten Hand / und seinem Siegesarm: "Nie mehr wird dein Korn die Speise deiner Feinde sein, / nie mehr trinken Fremde den Wein, / für den du so hart gearbeitet hast.
9 Nein, wer das Korn einbringt, soll davon essen und Jahwe loben. / Wer den Wein liest, soll davon trinken im Vorhof meines Heiligtums."
10 Zieht durch die Tore ein und aus / und bahnt dem Volk einen Weg! Baut, ja, baut die Straße und räumt die Steine aus dem Weg! / Stellt ein Zeichen für die Völker auf!
11 Seht, Jahwe lässt es hören bis ans Ende der Welt: / "Sagt der Zionsstadt: 'Pass auf, dein Retter kommt! / Schau, er bringt den Siegespreis mit! / Das Volk, das er befreite, zieht vor ihm her.'"
12 Man wird es nennen "das heilige Volk" und "die Erlösten Jahwes". / Und dich wird man nennen "die Begehrte" und "die nie mehr verlassene Stadt".
Die Mauern Jerusalems
Jes. 62, 6—7: „Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt; den ganzen Tag und die ganze Nacht werden sie keinen Augenblick schweigen. Ihr, die ihr Jehova erinnert, gönnet euch keine Ruhe und laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem befestigt und bis er es zum Ruhme macht auf Erden!" Der Prophet Jesaja war von Gott beauftragt, die Textworte an das Volk Israel zu reden. Darum will der Prophet nach Vers 1 nicht schweigen über Jerusalem, bis die Gerechtigkeit in der Stadt Gottes wie Lichtglanz hervorbricht. Dann stellt er bis zum Vers 5 das innige Verhältnis Gottes mit Israel heraus, daß Tage kommen werden, wo der Herr sich an seinem irdischen Volke der Verheißung freuen wird. In der Zeit dieses Propheten fand sich ein geistlicher Tiefstand in Israel, wie er in der Gemeindezeit nur mit unseren heutigen Tagen verglichen werden kann. Wegen des Abfalles seines Volkes hat Gott Maßnahmen angekündigt, auf die Mauern Jerusalems Wächter zu stellen.
DIE MAUERN haben einen bestimmten Zweck. Meistens dienten solche zum Schutze eines Ortes gegen den Feind. Die Mauern sollten stark und hoch ausgebildet sein, damit die Feinde große Mühe hatten, um nicht in die Stadt einzudringen. Und wenn schon die Feinde kamen, dann trennte die Mauer jene Bewohner der Stadt von den Feinden. Deshalb mußte die Stadt ringsum, und nicht nur an einer Seite, von Mauern geschlossen sein. Der König David sagt es uns in Psalm 122, Vers 3: Jerusalem, die du aufgebaut bist als eine fest in sich „geschlossene" Stadt. Es kam darauf an, daß keine offene Stelle in der Mauer war. Die Art der Mauer war also die Sicherheit der Bewohner.
JERUSALEM heißt Gründung des Friedens. Es ist die Stadt der Auswahl des alleinigen Gottes. In Psalm 76, Vers 2 wird sie auch Salem und Zion genannt. Selbst Melchisedek wird in Hebräer 7, 1—2 als König von Salem bezeichnet. Weiterhin wird sie die Königsstadt geheißen, weil das Königtum Israel dort den Herrschaftssitz hatte. Es war die Hauptstadt Judas und das Zentrum Israels; denn in dieser Stadt befand sich der Tempel mit dem Heiligtum. Dort floß das Sühnungsblut der Opfertiere für die Sünden im Alten Testament.
Das Tierblut konnte zwar keine Sünden wegnehmen, dafür aber auf Zeit zudek-ken. Jerusalem war demnach der Ort der Segnungen, der Ort der Vergebung, und aus ihr kam das Heil. Der Frieden mit Gott wurde dort gegründet, und die Königsstadt steht heute noch in der Verheißung:
„Denn Jehova wird Jerusalem noch erwählen" (Sach. 1, 17). „Jehova wird König sein über die ganze Erde" (Sach. 14, 9).
Die Untreue der Kinder Israel gegen den Herrn der Heerscharen hat bewirkt, daß sie nicht wachten und beteten, wie Gott dies alles im Wort gesagt hat. Die Folge war, daß man sich zwar auf die Mauern verließ, die Wächter aber waren eingeschlafen. Darum kam der Feind in einer Stunde, in welcher sie es nicht meinten und zerstörten die Stadt mit ihcen Mauern. Seither gibt es keinen Schutz für Jerusalem. Die Stadt liegt am Boden, zertreten vom Feind. Soll die Zertretung immerzu währen? NEIN! Wie lange denn? Bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind, bis die Wahrheit über die Stadt ausgesprochen sein wird. Jerusalem wird dann genanntwerden: „Stadt der Wahrheit" (Sach. 8, 3). Der, welcher die Wahrheit in Jerusalem neu aufrichten wird, ist ihr König. ER selbst ist auch die Wahrheit, von der Pilatus frug, was Wahrheit sei. Was sollen wir bis dahin tun?
Bittet um die Wohlfahrt Jerusalems!
„Es gehe wohl denen, die dich lieben!" (Psalm 122, 6.)
Die Mauern sind lange schon niedergerissen. Ein winzig kleiner Rest ist verblieben. Er reicht gerade dazu, die Stimme der Klage erheben zu lassen. Jerusalem, heute noch hörst du die Stimmen der Klagenden und hart lastet die Schuld der Väter. Aber der Herr wird nicht ewiglich rechten. Er wird sich seines Volkes mit großer Liebe annehmen. Jerusalem, dein Retter kommt, jauchze Tochter Jerusalem! (Sach. 9,9.)
DIE WÄCHTER sind Leute im Dienste dessen, der sie beauftragt hat. Wachen ist ihre Tätigkeit, jedoch nicht im Walde oder im Schlafgemach, sondern an dem Ort, wo gewacht werden muß. Sobald eine Mauer unbewacht ist, kann auch der Feind einsteigen. Sobald verantwortliche Wächter auf der Mauer gefunden werden, erhöht sich ihr Wert. Wegen der Untreue Israels war Jerusalem und waren die Wächter untauglich geworden. Nur wenn wir gehorsam sind, kann Gott mit uns sein. Dann ist der Herr unser Wächter. Von IHM ist gesagt: „Der Hüter Israels, nicht schlummert noch schläft er" (Psalm 121, Vers 4). Und: „Wenn Jehova die Stadt nicht bewacht, vergeblich wacht der Wächter" (Psalm 127, 1b). Diesmal handelt Gott selbst, wenn er sagt: „Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt." Wer ist wohl der „ICH", kein anderer als der Herr selbst. In der Zeit des Abfalles jener Tage des Propheten Jesaja greift Gott so ein, daß ER selbst die Wächter bestellt. In Jesaja 21, 11 werden die Wächter gefragt: „Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?" Die Wächter sind es, welche die Zeit der Nacht beurteilen können. Die Wächter hatten die Verantwortung in der Nacht, die Kunde zu verbreiten.
Nun hatte der Herr Wächter bestellt, die nicht allein nachts, sondern auch den ganzen Tag die Kunde Gottes reden sollten; keinen Augenblick würden sie schweigen. Diese Wächter waren eine ganze Kette von Propheten, welche Gott für Israel erweckte und bestellte. Würden wohl die Bewohner zu Jerusalem auf die Propheten hören? „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Brut unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt!" (Luk. 13, 34.)
DIE ERINNERUNG: „Ihr, die ihr Jehova erinnert, gönnt euch keine Ruhe und laßt Ihm keine Ruhe." Worin lag im Alten Bund die Erinnerung des Herrn? Der Hebräerbrief sagt In Kapitel 10, 3: „Aber in jenen Opfern Ist alljährlich ein Erinnern an die Sünden." Auch der Prophet Hesekiel redet von der Erinnerung, Kapitel 21, 28. Gott hatte den Vätern Israels mit einem Eide geschworen (5. Mose 7, 8), welchen ER hielt. Wenn sich solches zum Abschluß für Israel erfüllen wird, so wird es in ihren Augen wie falsche Wahrsagung sein. Der Herr wird am Tage des Gerichts die Schuld der Sünde in „Erinnerung" bringen. Fürden Überrest wird es einvonGott-ergriffen-werden bedeuten. Sie sollen nach Vers 29 von der Hand des Herrn ergriffen werden, weil sie ihre Sünden aufdeckten und in Erinnerung brachten. Wann wird das sein? Vers 30, zur Zeit des Endes der Ungerechtigkeit. In der Zwischenzeit (Vers 31) wird das Zeichen des Priestertums (der Kopfbund) und das Zeichen des Königstums (die Krone) von Israel hinweggenommen sein. Wann aber wird Israel wieder hergestellt werden? Wenn nach der Umstürzung des Gerichtes (Vers 32) sich das vollzieht — bis DER kommt, welchem das Recht gehört, DEM wird es Gott geben — dem Messias. Wegen des Ungehorsams Israels war niemand da, den Jehova zu erinnern. Weil sie sich selbst die Ruhe gönnten, ließen sie ihren mächtigen Gott in Ruhe. Deswegen ist Jerusalem bis heute nicht befestigt und gefestigt worden, wodurch es auch nicht zum Ruhme gemacht werden konnte auf Erden. Ist Jehova so lange Zeit — seit dem Wegtun des Priester- und Königtums in Israel — nicht erinnert worden?
Doch!
Von wem denn?
VON DER GEMEINDE.