Lambert Dolphin jr.
Aus dem Englischen übersetzt -
Schriftenmission H. Fischer 6 Frankfurt Zeppelinallee 76
Als Sohn eines Hochschullehrers für Chemie und
Physik wuchs ich in einer kleinen Stadt in Idaho
auf. Wie die meisten amerikanischen Kinder wurde
ich zur Sonntagsschule und später zur Kirche geschickt;
denn besonders in unserem Lande der
religiösen Freiheit und Tradition gehört es sich,'
daß man sonntags zur Kirche geht - zumindest
als Kind. Bald jedoch stellte ich fest, daß ich in
einer sich schnell wandelnden, wissenschaftlichen
Welt lebte, und die Kirche war mir etwas zu altmodisch
und »out of date«. Darum war ich froh,
daß meine Eltern mir die Freiheit ließen, nicht
mehr zur Kirche zu gehen. Und so hörte ich mit
7 oder 8 Jahren auf, Gott und die Bibel weiter
ernst zu nehmen. Als ich 12 Jahre alt war, trennten
sich meine Eltern; meine Mutter, Schwester
und ich verzogen nach San Diego.
Als l4-jähriger Junge stand ich der harten Wirklichkeit
des Todes gegenüber durch den Verlust
meiner Mutter, die, erst 39-jährig, aus meiner
Gegenwart und meiner Welt gerissen wurde. Als
eine Frau voll Tatkraft, Leben und Begeisterung
war Mutter der Mittelpunkt unseres häuslichen
Lebens gewesen.
Ich hatte keinen Grund anzunehmen, daß es so
etwas wie ein Leben nach dem Tode gibt, noch
hatte ich eine Spur von Glauben, der mich durch
solch eine Erfahrung tiefen Kummers hätte hindurchtragen
können. Während des folgenden Jahres dachte ich viel über die Endgültigkeit des Todes nach.
So wie ich die Dinge sah, hatte ich
nur einmal die Chance zu leben, und wenn es mir
nicht gelänge, den eigentlichen Sinn meines Daseins
zu finden, dann hätte ich keine zweite Möglichkeit,
ihn zu suchen und zu finden.
Zu jenem Zeitpunkt, als l4-jähriger Bursche, entschloß
ich mich für die physikalische Laufbahn,
denn - so dachte ich - die Wissenschaft liefert
dem Menschen sicherlich die wahre Antwort auf
die Frage nach seinem Dasein und die wahre
Hoffnung für die Zukunft.
In mir festigte sich die Überzeugung, daß Gott
unbekannt, verborgen und auch nicht erkennbar
sei. Wissenschaft und Logik würden mir die endgültigen
Antworten für mein Leben vermitteln und
mir den tiefslen Aufschluß über den Sinn des
Lebens geben, den ich irgend erhoffen konnte in
einem Weltenall, das durch Zufall ins Dasein getreten
war.
Ich war davon überzeugt, die Antworten, nach denen
ich suchte, auf der Universität finden zu können.
Schließlich hat der Mensch schon ganze Zeitalter
lang Erfahrungen gesammelt, geprüft, und
seinc Welt analysiert, und dabei sicherlich nach
jahrhundertelangem Lernen ein beträchtliches
Selbstverständnis erlangt.
Auf der Universität mußte ich feststellen, daß ich
keineswegs allein war mit meinem Suchen nach
Sinn und Ziel des Lebens. Tief in meinem Innern
empfand ich eine Leere - so als sei ich irgendwie
als menschliches Wesen nicht vollständig. Minderwertigkeitsgefühle und ein Bewußtsein von Unzulänglichkeit, Schuld und Scham quälten mich. Ich
mußte mir eingestehen, daß es mir nicht gelang,
mehr zu sein als ich eben war. Die Professoren,
zu denen ich aufschaute, glaubten offensichtlich
nicht an Gott. Das Christentum wurde auf der
gleichen Ebene mit anderen Lebensphilosophien
durchdiskutiert als etwas, was der Mensch hervorgebracht
hatte - als ein Teil der Geschichte,
Tradition und Entwicklung, der wir inzwischen
entwachsen sind.
Obwohl ich während meines Studiums hart arbeitete
und mit Auszeichnung abschnitt, lag mir gar
nichts an einem akademischen Grad. Irgendwie
war mir schmerzlich bewußt, daß ich am Eigentlichen
vorbeigegangen war, daß ich nicht das gefunden
hatte, was ich wirklich suchte. Überzeugt
von der Notwendigkeit, weiter suchen zu müssen,
ging ich tiefer in das Studium der verwickelten
Zusammenhänge des Atoms. Die großen und wunderbaren Gesetze, die ordnend hinter dem
Universum stehen, zwangen mir Ehrfurcht ab. Die Erklärungen der höheren Mathematik eröffneten ständig
neue Dimensionen und ungeahnte Welten jenseits
der wahrnehmbaren Grenzen. Und doch
fühlte ich mich irgendwie nicht als ein Teil dieses
Weltalls, das ich als kalt und unpersönlich empfand
- als ein Weltall, das präzise und grausam
von Gesetzen eines blinden Geschickes regiert
wird.
Meine Einsamkeit auf der Universität schrieb ich
den langen Stunden des Studiums, den begrenzten
Finanzen und dem Geist des Wettbewerbs zu,
welcher ein Leben verlangte, das nur Disziplin
und Schulung des Geistes kannte.
Ich gelangte schließlich zu dem Schluß, daß endgültige
Antworten weder in der Physik, noch in
der Mathematik, noch auch in der Philosophie zu
finden seien. So hielt ich Ausschau nach einer
Tätigkeit mit gesichertem Einkommen, mit genügend
Zeit für Freunde und gezieltere Suche
nach Freude und Erfüllung.
Der Abschluß meines Studiums brachte mich an
das Ziel meiner beruflichen Träume: Ich bekam
eine Stellung als Physiker in der Weltraum-Forschung
und Erforschung der oberen Erdatmosphäre.
Die sich nun bietenden Möglichkeiten waren fast
unbegrenzt, der Weg zum Aufstieg stand offen.
Ich verdiente bald mehr Geld als ich mir je geträumt
hatte, mit Zeil fiür Reisen und Freunde.
Von der Schlußfolgerung ausgehend, daß es keinen
Gott gibt, war ich auch der Meinung, daß
moralische Leitsätze relativ, und daß Lebensphilosophien
unverbindlich und dem freien Ermessen
des Einzelnen überlassen seien. Ich verbrachte
meine Freizeit damit, Vergnügen zu suchen nach
dem Motto: Lasset uns essen und trinken und
fröhlich sein, denn morgen sind wir tot. Aber
indem die Jahre vergingen, stellte ich fest, daß
meine Lebensanschauung einfach nicht stimmte.
Statt Frieden und Glück brachte sie mir nur ein
wachsendes Gefühl der Verlorenheit und Leere.
Wenn es überhaupt eine endgültige Antwort auf
die Frage nach dem Leben gab, so hatte ich sie
jedenfalls bislang nicht gefunden, und ich mußte
ehrlich sagen, daß ich innerlich gerade da auszubrennen
schien, wo es um Entscheidendes ging.
Wieder kam mir zum Bewußtsein, wie wichtig die
letzten Antworten auf die Fragen nach dem Sinn
des Lebens sind. Ich hatte lange Gespräche mit
einem guten Freund jüdischer Herkunft, der die
psychiatrische Laufbahn einschlagen wollte. Er
machte mir den Vorschlag, die Hilfe eines Psychiaters
in Anspruch zu nehmen. Ich hatte selbst
schon daran gedacht, denn die Flucht in den
Alkohol war mir zum Problem geworden. Ganze
Wochenenden lang betäubte ich mich in feuchtfröhlichen
Parties und pflegte dann den anschließenden
Kater mit neuen Drinks. Ich mußte zusehen,
wie das Leben eines meiner besten Freunde
vor meinen Augen dem Alkohol zum Opfer fiel.
Er war ein glänzender und vielversprechender
Biologe. Der Enderfolg des Alkohols in seinem
Leben war die Irrenanstalt und eine Krankheit,
von der er sich nicht mehr erholte. »Könnte es
mit mir nicht genauso enden?« fragte ich mich.
Als ich daran ging, einen Psychiater zu suchen,
war ich ziemlich nervös, aber bald fand ich einen
Psychoanalytiker, der bereit war, meinen Fall
zu übernehmen (ein Psychoanalytiker ist ein Psychiater,
der selbst »durch die Mühle« gegangen
ist). Nachdem ich mir Mut angetrunken hatte,
machte ich mich auf den Weg zu dem gut ausgebildeten
und erfahrenen Mann, und legte ihm
meinen Fall dar. Schon bald arbeiteten wir 3 Tage
pro Woche zusammen zum Preis von 25 Dollar
pro Stunde. Diese Behandlung dauerte fast zweieinhalb
Jahre, in deren Verlauf ich eine Menge
über mich selbst lernte. Mein inwendiger Mensch
erwies sich als ziemlich kompliziert -.viel komplizierter
als eine chemische Apparatur, ein Computer
oder eine biologische Fabrik. Außerdem habe ich
Gefühle, einen Willen und ein Gewissen. Ich erkannte,
daß meine Probleme alle miteinander verflochten
waren, was ich vorher nie wahrhaben wollte.
Viele Seiten meiner Verhaltensweise konnten
bis in die früheste Kindheit zurückverfolgt werden,
und auf eine sehr reale Weise mußte ich sehen,
daß ich mich buchstäblich zu dem entwickelt hatte,
der ich war.
Dennoch machte die Psychoanalyse keinen anderen
Menschen aus mir. Ebenso wenig wurden meine Probleme gelöst. Stattdessen fanden sie nur neue Formen, sich zu dokumentieren.
Das Gefühl der inneren Leere und Verlorenheit
wurde immer größer. Vielleicht fehlte in meinem
Leben tatsächlich etwas Grundsätzliches? Aber
wenn das so war, dann fehlte es im Leben fast
jedes Menschen, den ich kannte, einschließlich
meines Psychiaters !
Ich fing an, alles über Psychologie zu lesen, was
ich bekommen konnte, und fand Sigmund Freud
faszinierend. Er sagte vieles aus, was ich bei mir
als zutreffend nachweisen konnte. Aber Freud war
Atheist. Er hatte eine sorgfältig ausgearbeitete
Theorie aufgestellt, mit der er den Gott der Bibel
als nicht existent erklärte; und doch gab er zu,
daß er die Christen beneide. Er gestand freimütig,
daß er jene seltenen Menschen bewundere, die an
den Gott der Bibel glaubten, da es offensichtlich
war, daß sie einander liebten. Die Liebe der
Christen untereinander - war das vielleicht die
Antwort auf die Probleme einer Welt der Einsamkeit?
Aber anscheinend gab es keinen Gott! Mein
Glaube an Freud geriet ins Wanken, und ich fing
an, mich ernsthafter mit Religion zu beschäftigen.
Der Nächste, dessen Schrifttum mich interessierte,
war Carl Jung. Er war viel toleranter der Religion
gegenüber. Er hatte durch seine Studien an Menschen
aller Schichten und Zivilisationen die jedem
Menschen innewohnende geistliche Veranlagung
entdeckt. Ihm war klar bewußt, daß ein Mensch,
der ein ausschließlich materialistisch ausgerichtetes
Leben zu führen versucht, sehr bald seine geistige
Gesundheit und damit sein harmonisches Wohlbefinden
gefährdet. Jung zeigte das eigentliche
Übel auf, das sich in unserer Welt unter dem
dünnen Anstrich der Zivilisation offenbart. Der
Niedergang des Christentums bekümmerte ihn,
denn er erkannte das religiöse Bedürfnis des Menschen,
und gleichzeitig die sehr reale Kraft des
christlichen Glaubens, die helfen konnte, jene
Kräfte des Bösen in Schach zu halten.
Ich fragte mich nun ernstlich, ob wohl die Religion
die Antworten auf meine Fragen bringen würde.
Dem Beispiel Jungs folgend, begann ich, die
Religionen des Ostens zu lesen und zu studieren.
Aber meine Suche brachte keine andere Antwort
als das Geschrei von tausend Stimmen »Schau
hierher!« oder »Versuche es hiermit!«
Schließlich kam ich an einen Punkt tiefster Verzweiflung.
»Ganz gleich, wieviel Freunde man
hat«, dachte ich, »oder wieviel Geld man verdient,
oder was für Erfolge man erringt, - eines Tages
stürzt ja doch alles in Nichts zusammen angesichts
des Todes.«
Ich erwog, meinem Leben ein Ende zu setzen .
aber ich erinnerte mich an meine Großmutter, die
Ihre »engen, altmodischen« Glaubensansichten standen
mir vor Augen; sie hatte ja oft darüber zu mir
gesprochen, als ich noch ein Junge war. Ich war
mir ziemlich sicher, daß es so etwas wie eine Hölle
nicht gab. »Aber nimm einmal an, es gäbe eine
Hölle«, dachte ich, »und du nimmst dir das Leben
und endest dort. Dieser Fehler wäre nicht wieder
gutzumachen.«
Ich hatte in meinem Leben von Zeit zu Zeit Menschen
getroffen, die Christen waren. Ich hielt sie
immer für engstirnig und voreingenommen. Trotz
meines Verdrußes über ihre Ansichten mußte ich
jedoch zugeben, daß sie sich stets als die echtesten
Freunde erwiesen hatten, von der Schulzeit bis
zum letzten Semester. Eines Tages lud mich einer
dieser gläubigen Freunde ein, mit ihm zur Kirche
zu gehen. Widerstrebend ging ich mit, den Freunden
zuliebe, und um eben wenigstens das Orgelspiel
zu hören. Mir grauste davor, wieder eine belanglose
Predigt über den Glauben hören zu müssen.
Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, daß dort
aus der Bibel vorgelesen wurde, und dann erklärte
der Sprecher, was dieser Abschnitt aus der Bibel
bedeutet.
Ich hatte mich selbst immer als einen unvoreingenommenen, aufgeschlossenen Menschen angesehen. Jetzt wurde mir jedoch klar, daß ich die Bibel
noch nie ernsthaft in Betracht gezoger, und gelesen
hatte. Ich hatte gemeint, schon alle Antworten zu
kennen, aber ich hatte mich tatsächlich noch nie
in die Lehren Jesu vertieft.
Nun paßte mir aber gar nicht, was die Bibel
über mich aussagte! Sie gab eine Beschreibung der
menschlichen Rasse, die mich zu überzeugen begann,
daß der Mensch keineswegs so großartig
ist wie er denkt. Es gefiel mir gar nicht, ein
Sünder genannt zu werden, denn in der Bibel
stand: »Da ist keiner, der vor Gott richtig ist,
auch nicht einer. Da ist keiner, der verständig ist,
da ist keiner, der nach Gott fragt. Sie sind alle
abgewichen und allesamt untüchtig geworden.
Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.
Keine Gottesfurcht ist vor ihren Augen.«
(Römer Kap. 3, l0-12, l8)
Ein gewisser Trost lag für mich darin, daß ich
geschrieben fand: »Sie sind alle Sünder und ermangeln
des Ruhmes, den sie bei Gott haben
sollten.« (Römer Kap. 3, 23.) Und ich entdeckte
auch, daß es mehr mit dem christlichen Glauben
auf sich hat als nur eine Botschaft der Verurteilung.
Mir gefiel zwar nicht, was die Bibel über mich
und meine Lebensweise zu sagen hatte, aber schließlich
hatte ich früher 25 Dollar pro Stunde ausgegeben,
um mir Dinge über mich selbst anzuhören,
die auch nicht immer angenehm waren.
In der Hoffnung, irgendwelche positiven Antworten
auf meine tiefsten Fragen zu finden, rief ich eines
Herbstnachmittags den Pastor der Kirche an, die
ich besucht hatte, um zu fragen, ob er ein wenig
Zeit für mich hätte. Er sagte, an diesem Tage sei
es ihm nicht möglich, weil sein Vater gerade gestorben
sei und er einige Dinge wegen der Beerdigung
erledigen müsse.
Wenn mein Vater gerade gestorben wäre, wäre ich
in die nächste Bar gestürzt und wäre wahrscheinlich
eine Woche lang betrunken geblieben. Die
Tatsache, daß dieser Pastor nicht von Kummer
niedergeschlagen war, sondern einen gefaßten Eindruck
machte, ließ mich die Schlußfolgerung ziehen,
daß er wohl seinen Vater gehaßt und seinen Tod
herbeigewünscht haben mußte.
Am Nachmittag des folgenden Tages erzählte mir
der Pfarrer von dem vertrauten, herzlichen Verhältnis,
das zwischen ihm und seinem Vater bestanden
hatte. Ich merkte bald, daß er seinen Vater
nicht nur sehr geliebt hatte, sondern daß er
auch der Zuversicht war, jenseits des Grabes in
einem anderen Leben wieder mit ihm vereint zu
sein.
Ich dachte im Stillen: Dieser Mann unterliegt einer
Täuschung. Jeder gute Wissenschaftler kann ihm
sagen, daß die Geschichte vom Himmel nur ein
Mythos ist, aber keine Realität, die der Mensch
entdecken oder jenseits des Reiches der Phantasie
kennenlernen kann.
Der Pastor fragte, ob ich ein Christ sei - eine
Frage, die ich mir selbst noch nie gestellt hatte.
Was ist das denn, ein Christ? Ich antwortete
ihm: Wenn er ein Christ sei, dann sei ich jedenfalls
keiner, denn ich ginge sonntags nicht zur
Kirche und sei überzeugt, daß unsere Ansichten
über Moral weit auseinander gingen.
»Na gut«, sagte er, »möchten Sie Christ werden?«
Nach kurzem Überlegen sagte ich »nein«, denn
ich dachte an meinen Psychiater, der mich jetzt
auffordern würde, meine Beweggründe zu prüfen,
und ich war schon Heuchler genug.
Aber die Gelegenheit dieser Stunde nutzend, bat
ich, einige Fragen stellen zu dürfen. »Sie sind
herzlich dazu eingeladen«, antwortete der Pfarrer.
Eine Antwort nach der anderen gab er mir auf die
innersten Fragen, die mich immer bewegt hatten . . .
und jede Antwort kam aus dem Buch, das ich nie
gelesen hatte, der Bibel.
Meine erste Frage war: Wer ist Gott, und wie
findet man zu ihm? Ich hatte Gott in der Psychoanalyse
gesucht, und diese Frage war mir die
vordringlichste geworden. Zu meiner Überraschung
begann der Pfarrer nun nicht mit einer langen,
theoretischen Darlegung. Ruhig blätterte er durch
die viel benutzten Seiten seiner Bibel, dann reichte
er sie mir und sagte: »Lesen Sie den 5. und 6.
Vers dieses 2. Kapitels des 1. Timotheus-Briefes.«
Ich las: »Denn es ist ein Gott und ein Mittler
zwischen Gott und dem Menschen, nämlich der
Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld
für alle gegeben hat.« Wieder blätterte er in
den Seiten und sagte: »Jetzt lesen Sie hier den
6. Vers im 14. Kapitel desJohannes-Evangeliums.«
Wieder las ich: »Jesus sprach zu ihm: Ich bin der
Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand
kommt zum Vater als nur durch mich'«
Ich brachte zum Ausdruck, daß ich nicht fähig
sei, Gott zu lieben. Wieder kam kein Wort der
Erklärung über die Lippen des Pfarrers. Man
hörte nur das Umblättern der Seiten, dann reichte
er mir wieder die Bibel, die diesmal beim 1. Johannes-
Brief, Kapitel 4, aufgeschlagen war. Er
zeigte auf den Vers 10. Ich las: »Darin besteht
die Liebe, nicht daß wir Gott geliebt haben,
sondern daß Er uns geliebt und Seinen Sohn als
Sühnopfer für unsere Sünden gesandt hat.«
Meine nächste Frage war: »Aber ich vermag nicht
das zu tun, was Gott von mir erwartet. Wie kann
ich Ihm wohlgeftillig leben?« Diesmal kam die
Antwort aus dem Epheser-Brief, Kapitel 2, die
Verse 8 und 9: »Denn vermöge der Gnade seid
ihr gerettet durch Glauben - und das nicht aus
euch, Gottes Gabe ist es - nicht aus Werken,
damit nicht jemand sich rühme.« Dann wurde
Römer 6, Vers 23, aufgeschlagen: »Denn der
Tod ist der Sünde Sold, aber die Gabe Gottes
ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem
Herrn.«
Während ich las, kam mir der Gedanke, ob es
nicht doch einen Gott gäbe, einen Gott, groß
genug, um mich zu verstehen, und fühig, meine
Probleme zu lösen. Kein einziger Weg in meinem
Leben hatte mich bisher zu Gott gebracht. Er war
für mich einfach keine reale Erfahrung.
Meine Wißbegierde veranlaßte mich zu der Frage:
»Warum kann man Gott nicht mit dem Verstand
erfassen?« Ich suchte immer noch nach einem Ausweg,
einem Schlupfloch. Obwohl ich das Arbeitszimmer
des Pfarrers jetzt eigentlich verlassen wollte,
kam mir doch der Gedanke, daß man Gott,
wenn er wirklich existierte, nicht ausweichen kann,
und daß es sich wohl lohnen müßte, diesen Gott
kennenzulernen, wenn die Bibel zuverlässig ist.
In mir dämmerte folgende Erkenntnis: Obwohl ich
mich Wissenschaftler nannte, hatte ich auf diesem
Gebiet noch nie das einfachste Experiment unternommen,
nämlich zu Gott zu beten und Ihn zu
bitten, sich mir als Wirklichkeit zu offenbaren,
wenn Er existierte. Der Pfarrer erklärte mir, daß
ich mit der Einfalt eines kleinen Kindes zu Gott
kommen müsse. Das leuchtete mir ein, denn wenn
Gott fair war, dann mußte Er ein kleines Kind
genauso behandeln wie einen Erwachsenen, und
älle mtißten auf die gleiche einfache Weise zu
ihm kommen - durch Glauben. Nur mein Beharren
auf Selbstbestimmung, der Wille, mein
Leben in eigener Regie zu führen, und mein persönlicher
Stolz hielten mich noch davon ab, mein
Leben Jesus Christus auszuliefern.
»Wenn Sie Christ werden wollen, möchte ich
gern dabei Zeuge sein,« sagte der Pfarrer. Diese
Bemerkung zeigte mir, daß er selbst nichts dazu
tun konnte. An diesem Punkt streckte ich in meinem
Innern die Waffen. Still bat ich Gott, in mein
Herz zu kommen und mein Leben in Seine Hand
zu nehmen. Ich sagte Ihm, wie sehr ich Seine
Gegenwart, Hilfe und Vergebung brauchte'
Im nächsten Augenblick strömte die Liebe Jesu
Christi, unseres Herrn, in mein Herz. Ich hatte
ein überwältigendes Bewußtsein der Gegenwart
Gottes in mir und um mich. Da war kein Zweifel:
Dieser Eine war plötzlich Wirklichkeit in mir und
meinem Leben geworden. Eine grundlegende und
tiefe Wandlung geschah mit mir. Dies war derselbe
Jesus Christus, von dem ich in den Evangelien
Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zu lesen
begonnen hatte - der Gott der Bibel - der Eine,
von dem die Bibel sagt, daß Er derselbe ist
gestern, heute und in Ewigkeit. Ich war aus der
geistlichen Nacht in den geistlichen Tag getreten'
Ich hatte auf einmal ein tiefes Empfinden von
wahrem Frieden und Vollständigkeit - ein Bewußtsein
von Geborgenheit.
Als ich das Arbeitszimmer des Pfarrers an jenem
Nachmittag verließ und nach Hause fuhr, rannen
mir Tränen der Freude übers Gesicht. Ich erlebte,
was es bedeutet, daß Jesus Christus jetzt
in mir wohnt; daß das, was mir meine christlichen
Freunde immer zu sagen versucht hatte,
buchstäblich wahr ist. Es gibt wirklich einen Gott
der Liebe, der das Universum trägt und erhält,
der sehnlich darauf wartet und gewillt ist, in jedem
Menschen Wohnung zu machen, der Ihn in
sein Leben bittet.
Meine üblen Gewohnheiten aus der Vergangenheit
verschwanden nicht über Nacht. Ich wurde auch
nicht gleich alle Zweifel los. Aber ich entdeckte,
daß mir die Bibel Einblicke in mein Inneres vermittelte,
die ich nirgendwo anders gefunden hatte.
Das Blut Jesu Christi machte mich rein von
Schuld und Sünde - etwas, das Jahre psychoanalytischer
Behandlung nicht fertiggebracht hatten.
Nun erlebte ich die untrennbare Verbundenheit
mit dem Herrn Jesus Christus, der wunderbarsten,
anziehendsten und interessantesten Persönlichkeit,
die je über diese Erde ging. Frieden, Kraft und
Freude wurden mir jetzt von Ihm geschenkt, wie
ich das bisher nie gekannt hatte. Indem Jesus
Christus, der König und Meister des gesamten
Universums, in mein Leben kam, erfuhr ich die
Befreiung von der selbstgebauten Welt der Täuschung
und Unwirklichkeit und kam in das Licht
der Wahrheit.
AIs Wissenschaftler habe ich wiederholt die Bibel
im Labor des Lebens getestet, und ich bin restlos
davon überzeugt, daß dieses bemerkenswerte Dokument
genau das ist, was es zu sein beansprucht:
das untrügliche, unfehlbare Wort Gottes. Jedem,
der nur willig ist zu sehen, werden darin die verborgenen
Geheimnisse des Universums enthüllt.
Sind auch Sie bereit, durch ein einfaches Wagnis
des Glaubens die lebendige Wirklichkeit Gottes
als Erfahrung in Ihrem Leben zu entdecken?
Glauben Sie, Gott ist.
Nehmen Sie in Anspruch.
Setzen Sie Ihr Vertrauen völlig auf Ihn'
Auch Sie werden auf diesem Wege ebenso wie
ich entdecken, daß Jesus Christus, der Schöpfer
des Universums, die eine vollkommene Antwort
auf die Frage nach dem Sinn des Lebens ist -
der Schlüssel zu allem
Die Bibel sagt:
» . . denn ohne Glauben ist es
unmöglich, Gott wohlzugefallen;
denn wer sich Gott nahen will'
muß glauben, daß Er ist und
denen, die Ihn mit Ernst suchen,
ein Belohner ist.« (Hebräer 11, 6)
Lambert Dolphin, Jr.
945 Old Trace Road
Palo Alto, Calif.94306
Die Sünde (HEFT 11)
Publiziert am 27. Februar 2009 von www-e-wahr.de
1. Was ist Sünde?
Das Wesen der Sünde ein wenig zu verstehen wird nur möglich sein, wenn uns das Wesen Gottes verständlich ist. Der dreimal heilige Gott – „Heilig, heilig, heilig ist Jehova der Heerscharen” (Jes.6,3) – ist von aller Sünde von Ewigkeit her derart abgeschieden, daß Sünde IHM ganz fern ist. „Heilig” heißt soviel wie abgesondert, d.h. ausgegrenzt von jeder Sündennähe. Sowohl Sünde in Gedanken als auch Handlungen war Gott von Ewigkeiten her nicht nur fern, sondern ganz feindlich. Hier sei noch erwähnt, daß es in den Ewigkeiten nie eine Sünde gegeben hat. Vor Gott kann Sünde nicht exis n -in. Darum war ungestörter Friede, himmlische Ruhe, ungetrübte Wahrheit, göttliche Reinheit in Seiner Heiligkeit das „Lebenssystem” der Herrlichkeit. Dieses System beinhaltete „Ordnung”, „denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens” (1 .Kor.14,33). Daraus erkennen wir zugleich, daß aus der Unordnung auf der sündigen Erde der Unfriede kommt. Die himmlische Harmonie göttlicher Ordnung war also Wesenszug Gottes und damit zugleich Basis und Ausgangspunkt des Friedens, von dem der Herr in Joh. 14,27 redet: „meinen Frieden gebe ich euch”. Dieser Sein Friede ist mit der Lebensordnung der Heiligkeit Gottes als „System” verbunden. Und weil es von Ewigkeit her keinen Grund für die geringste Störung gab, existierte nicht die entfernteste Annahme für eine Gefahr. Es gab ja keine Ursache für die geringste Dissonanz im Himmel. Gott Selbst ist der Friede, weshalb Maßnahmen für eine Friedenssicherung gegenstandslos gewesen wären. Es gab ja niemand, der den Frieden hätte stören können.
So kommen wir zur Frage der Überschrift: Was ist Sünde? Wir können sagen, daß die Sünde sich in aktiver Form als Kampf gegen Gott Selbst richtet. Die Folge davon ist: die abgesonderte Stellung Gottes wird zutiefst verletzt, was gegen Seine Heiligkeit gerichtet ist. Gott wird direkt mit der Sündennähe konfrontiert, der Vater im Himmel bei der Engelrevolution und
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der Sohn auf Erden, als Er zur Sünde gemacht wurde. Es folgt die Aufhebung der himmlischen Ordnung: der Friede ist gestört, die himmlische Ruhe getrübt, die Lüge zieht ein auf Kosten der Wahrheit, die göttliche Reinheit wird in den Schmutz getreten; die Unordnung hebt die Absonderung (Heiligkeit) Gottes auf, der Tod zieht ein; aus dem Lebenssystem wird ein Todessystem. Die Sünde erweist sich als „Antisystematik” gegen Gott, weil das Wesen Gottes im Himmel angegriffen und ausgeschaltet werden sollte.
Sünde ist Kampf gegen Gott, wodurch Finsternis entsteht. Sünde ist Lebensvernichtung und Todesbejahung. Sünde ist Loslösung von Gott, das Verlassen der Wahrheit und die Hinwendung zur Lüge. Die Sünde hat Gottesferne zur Folge.
Ein Kernsatz lautet: Geschöpfe, Engel und Menschen, können ohne Gemeinschaft mit Gott nicht langfristig existieren. Denn in Kol. 1,16b heißt es vom Schöpfer in bezug auf Seine Geschöpfe: „alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen”. Wenn ein Geschöpf (ganz gleich ob Engel oder Mensch) sich gegen Gott stellt, verläßt es die Schöpfungsreinheit „für ihn”. Dem Schöpfungszweck nicht mehr nachzukommen ist Sünde. Der Krieg des Geschöpfes gegen Gott ist entbrannt, die Zerstörung ist ungeheuerlich mit ewigen Folgen. Letztendlich ist in diesem Krieg Gott immer der Stärkere.
2. Woher kommt die Sünde?
Nachdem wir im letzten Abschnitt etwas über das Wesen der Sünde hörten, soll nun Ursache und Herkunft der Sünde behandelt werden. Unter den Erretteten gibt es viele mit guten Vorstellungen und Gedanken. Nur zu oft wird der Fehler gemacht, daß wir etwas für richtig halten, weil wir so gedacht haben. Über die Herkunft der Sünde gibt uns die Schrift Antwort, wenngleich die Beweisführung nicht leicht ist.
Eines steht doch wohl fest: niemals ist Gott der Schöpfer der Sünde. Der bekannte Ziehvater der Allversöhnung (Adolf Heller) veröffentlichte vor vielen Jahrzehnten in einem Berliner Blatt einen Artikel, in dem er behauptete, Gott sei der Schöpfer der Sünde. Zwar wollte er damit das Gedankengut der Allversöhnung beweisen, sein Artikel aber war nichts als nur die Beweisführung absolut menschlicher Verstandesformeln. Was wäre das für ein Gott, der zuerst die Sünde erfinden und dann die Infizierten im Feuersee brennen lassen wollte! Oder zuerst die Sünde erfinden und dann den geliebten Sohn dafür opfern wollte! Niemals wäre das der Gott aller Gnade und Barmherzigkeit. Es wiro sich nun bemüht werden, die Frage nach der Herkunft der Sünde zu beantworten.
Es sollte der geistigen und geistlichen Abartigkeit zugeordnet werden, wollte jemand darlegen, wie aus dem heiligen, reinen und gerechten Gott bei Schöpfungsvorgängen „Sünde” hervorkommen könnte. Dies würde ein verzerrtes Bild vom Schöpfer abgeben. Wenn der große und erhabene Gott nach Seinem Willen etwas ins Dasein ruft, kann dies nur in der „Schöpfungsreinheit” sein. Gott hat alle Seine Geschöpfe in absoluter Reinheit erschaffen. Den meisten Gläubigen fehlt es an Bibelwissen. In unserem Falle ist es das Wissen um die freie Willensentscheidung Seiner Geschöpfe, seien es Engel oder Menschen. Die freie Willensentscheidung stellt Engel und Menschen in die Verantwortung. Die Tiere haben diese freie Willensentscheidung nicht, weil ihnen dafür der Geist fehlt. Deshalb werden die Tiere auch nicht vor dem großen weißen Thron zur Verantwortung gezogen. Für Ihre Erhaltung wurde ihnen der Trieb und der Instinkt gegeben. Paulus sagt in 1.Kor.6,2: „wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt (die Menschen) richten werden?” Und im nächsten Vers heißt es: „Wisset ihr nicht, daß wir Engel richten werden?” Bei beiden Gruppen (Menschen und Engel) handelt es sich um Verlorene, die ihrer hohen Verantwortung durch die freie Willensentschejdung nicht nachgekommen sind. Dies entscheidet jedoch bei uns Menschen über Herrlichkeit oder Feuersee.
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Hier erhebt sich die tiefgreifende Frage, ob Gott die Schöpfung nicht so hervorbringen konnte, daß eine Versündigung gegen den Schöpfer unmöglich war? Wir sagen hier ganz entschieden: Nein! Warum nicht?
1. Wir würden irrenderweise Gott eine Unvollkommenheit un terstellen.
2. Die Gott zustehende hohe Ehrerweisung müßte eingegrenzt werden.
Gott aber hat aufgrund Seiner Heiligkeit ein Recht, von Seinen Geschöpfen die höchste Ehrerweisung zu erwarten. Die höchste Form der Anbetung Gottes durch Seine Geschöpfe liegt darin, daß sie von solchen gebracht wird, die (theoretisch) auch „nein” sagen könnten. Des besseren Verständnisses wegen soll hier ein Beispiel mit einem Regenwurm gebracht werden. Beurteilen wir bitte selbst, ob das Gott verherrlichende Anbetung sei, wenn der Herr bei der Schöpfung in den Regenwurm hineingelegt hätte, dreimal am Tage das Hinterviertel zu heben, was dann für Gott eine Anbetung gewesen wäre. Der Wurm könnte doch gar nicht anders, als dem erschaffenen Trieb folgend, jenes Teil seines Körpers zu heben. Wäre das aber Anbetung zur Ehre Gottes, wenn das Geschöpf jenes tut, was der Schöpfer zuvor hineingeschaffen hat? Ist nicht das die höchste Anbetung Gottes, von solchen die Ehre zu erhalten, die auch „nein” sagen könnten? Genau darum vollzieht sich die Ehrerweisung Gottes durch Seine Geschöpfe, Engel und Menschen, über deren „freie Willensentscheidung”.
Aufgrund der Fähigkeit, „Ja” oder „Nein” sagen zu können, liegt im Willen des Geschöpfes die Möglichkeit zur Sünde verborgen. Zwischen Gehorsam und Ungehorsam verläuft die unsichtbare Grenze, deren Überschreitung allein in der Verantwortung der Geschöpfe liegt. Hätte Gott die Engel und Menschen mit einer diesbezüglichen Einschränkung ihrer Freiheit, Ja oder
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Nein sagen zu können, erschaffen, so wäre zugleich die höchste Form Seiner Anbetung erniedrigt worden. Gott aber hat ein Recht, die höchste Art der Anbetung von uns zu erhalten. Bilden wir uns als Geschöpfe nicht allzuviel ein! „Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge” (Rom. 11,36). Sollte etwa der Töpfer bei dem, was Er zu tun gedenkt, erst den Ton fragen (Rom.9,20b)? Geben wir hier Gott die Ehre und nicht unserem Verstand! Viele Gläubige kommen mit der freien Willensentscheidung nicht klar, weil sie diese nicht verstanden haben. Sie ist die elementare Grundlage für unser Verhalten Gott gegenüber. Der Herr will, daß wir die gesamte Jesus-Nachfolge a” dem Boden der Freiwilligkeit abwickeln. Das bestätigt auch de Apostel Paulus in 1.Kor.9,17, wo er sagt: „Denn wenn ich dies freiwillig tue, so habe ich Lohn”. In der Freiwilligkeit, für den Herrn zu arbeiten, liegt die freie Willensentscheidung zum Ja gegenüber dem göttlichen Willen. Wir haben es in der Hand, uns von Christus erretten zu lassen und wir haben es in der Hand, als Kinder Gottes untätig zu sein. Die Entscheidung dafür liegt allein im freien Willen begründet, den der Herr im Leben eines jeden Einzelnen akzeptiert. Nicht, daß Gott die Untätigkeit bei Gläubigen wollte. Der Herr läßt die Seinen sogar aufgrund der freien Willensentscheidung sündigen. Sonst würden wir keine Sünden mehr haben.
3. Wo war der praktische Anfang der Sünde?
Die bisherigen Ausführungen wollen wir gut in Erinnerung behalten, weil wir diese Vorgänge in den folgenden Auslegungen zu berücksichtigen haben. Es ist die „freie Willensentscheidung”, die den damals ranghöchsten Engelfürsten und späteren Satan veranlaßte, sich mit Gott zu vergleichen. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß der Herr diese Hoheit schuf, um das Bild Gottes nach „außen” abzugeben. Deshalb sagt die Schrift in Hes.28,12b: „Der du das Bild der Vollendung warst”. Die Fußnote besagt: „Der du die Vollendung besiegeltest.” Wir alle haben
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keine Vorstellung von der „vollkommenen Schönheit” dieses Fürsten der Engel. In dieser vollendeten Schönheit verglich er sich mit Gott. Und siehe, da konnte er keinen nennenswerten Unterschied zwischen sich und Gott feststellen. Er hatte von der Schöpfung her die Aufgabe, Gottes Schönheit darzustellen (Hes. 28,12). Auch dann, wenn der Engeloberste keinen Unterschied zu Gott sah, was ihn zum Hochmut gegenüber Gott verleitete, so sah er nicht den riesigen Abstand zwischen ihm und Gott im inwendigen Bereich des Herrn.
Genau an diesem Punkt liegt der mikroskopisch hauchdünne Ansatz zur entstehenden „Antisystematik”, der gegen Gott gerichteten Systematik der Sünde. Auch dann, wenn alle Engelgeister nicht wußten, was Sünde zum Inhalt hat, so ging er dennoch seinen Weg, den er „entdeckt” hatte und der neben dem Weg des Systems Gottes verlief, welcher allein Reinheit und Heiligkeit und Wahrheit zum Inhalt hat. (Auf diesen Punkt wird in Band III der „Offenbarung Jesu Christi” näher eingegangen). In jedem Fall hatte Gott die Engel in der Schöpfungsreinheit geschaffen (Hes.28,15). Doch erhob sich sein Herz wegen seiner Schönheit und Weisheit (Hes.28,17). In Hes.28,16 heißt es: „und du sündigtest”. Obwohl der heutige Satan damals sehr wohl wußte, daß sein Weg gegen Gott gerichtet war, beging er ihn dennoch. Und weil unser großer Gott niemanden ungewarnt ins Verderben laufen läßt, hat der Herr auch die abgefallenen Engel vor dem Niederwurf hinreichend gewarnt. Satan, der erste Sünder, hatte aufgrund der freien Willensentscheidung die Wahl und stand in der vollen Verantwortung. Aber Gott ließ ihn wegen seines eigenen Willens in die Sünde fallen. Das ist doch bei uns Menschen genauso. Der Herr hatte die ersten Menscheneltern gewarnt; nach ihrer eigenen Verantwortung wollten sie trotz des Verbotes Gottes doch von der Frucht des Baumes nehmen. Ist es nicht mit jeder Sünde in unserem Leben auch so? Wir sind gewarnt und sündigen doch. Letztlich ist es so, weil es unter der Sonne nichts Neues gibt (Pred.1,9). Also sind die Vorgänge bereits im Himmel geschehen.
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Wir kommen nun zur ersten Sünde der Engel nach dem Sündenfall Satans. Es ist bekannt, daß Satan der höchste und mächtigste aller Engel war und noch ist. Infolge seiner großen Macht beeinflußte er vornehmlich die Hoheiten und nicht so sehr die „geringeren” Engel gegen Gott. Damit kam jeder dieser Engel vor dem Niederwurf in die persönliche Verantwortung, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Inzwischen war Satan mit dem gegen Gott gerichteten Mittel „Lüge” erfüllt. Mit diesen Lügen und seiner dahinter stehenden großen Macht beeinflußte er besonders die großen Engel. Es sei darauf hingewiesen, daß er zwar ein Drittel mit in das Verderben riß (Off. 12,4a), doch verlief der Abfall nicht zu gleichen Anteilen. Vielmehr hat er die Masse der großen Geister und weniger die geringen in die Sünde gerissen (vgl. die Analogie 2. Kön. 25). Bereits dort nahm die Macht des Lügenzaubers ihren Anfang. Gott sollte abgesetzt werden, und die große Macht Gottes wollte Satan mit den anderen teilen. Zwar sind die anderen Engel, welche ihm folgten, auch nur belogen worden. Doch spricht die Tatsache, belogen worden zu sein, niemanden von der Verantwortung frei. Auch die ersten Menschen wurden „nur” belogen, die Verantwortung aber lag bei ihnen. Dies war ein Auszog über den Vorgang der ersten Sünde bei Satan und allen abgefallenen Engeln.
4. Was sind die Folgen der Sünde?
Beim Aufkommen der ersten Sünde im Himmel wurden die himmlischen Ordnungen von Ruhe, Frieden und Heiligkeit völlig verändert. Zugleich ist das Wesen der Antisystematik allen abgefallenen Geschöpfen so stark zu eigen geworden, daß sie sich nicht einmal um die Bosheit bemühen müssen. Die Sünde ist sozusagen ihr Wesen geworden. Die beständige Versündigung bringt täglich neue Verschuldung vor Gott. Der Schuldberg wird immer größer. Da die Sünde nicht ein einmaliges Geschehnis ist, sondern ständig weiter zerstörend im Geschöpf Gottes wirkt, tritt anhaltender Verfall ein, bei Engeln wie bei Menschen:
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4.1 Die Engel
Die Engel haben ein sehr langes Schuldleben, aber keine Vergebung. Einen Abbau oder eine Verringerung von Schuld gibt es für sie nicht. Das bedeutet doch, daß die Schuld vor Gott täglich wächst. Während die alte Sünde noch wirkt, kommt beständig neue hinzu. Dieser Vorgang hat sich seit dem Niederwurf bis heute nicht verändert. Da Seine Geschöpfe, die durch Ihn und für Ihn geschaffen sind, infolge ihrer zerstörerischen Sünde die Basis der Gemeinschaft mit Gott verlassen haben, finden sich folgende Merkmale bei ihnen:
4.1.1 Die gottfeindliche Gesinnung hat solche Ausmaße erreicht, daß diese Geister gar nicht anders können, als den Schöpfer und Sein Werk abgrundtief zu hassen. Gegen alles Gottgewirkte gehen sie sofort in Konfrontation über mit dem Ziel, es zu zerstören. Der Haß gegen Gott hat bei vielen solche Formen angenommen, daß sie „vor dem Zerreißen vegetieren” (vgl. Hos. 7,16). Die Bibel nennt sie „Mächte der Bosheit” (Eph.6,12), weil sie nur noch in dämonischer Bosheit leben. Auch geht es ihnen nicht in erster Linie um Menschen, sondern um Gott. Die Menschen werden nur von ihnen geplagt, weil sie nach Seinem Bildnis erschaffen wurden.
4.1.2 Die eigene Sünde frißt über die Langzeit ihres Ungehorsams und der Gottesferne an ihrer Geistsubstanz, so daß viele von ihnen ihrer Macht beraubt sind. Seit dem Niederwurf hat die Masse von ihnen einen erheblichen Teil ihrer einstigen Kraft verloren (Hiob 9,4). Das für sie zerstörendste Element ist, neben ihrer Sünde, das Wort des Evangeliums, welches sich gerade in Kindern Gottes aktiv gegen die Mächte erweist.
4.1.3 Das langfristige Verharren in tiefen Sünden führt diese Geister aus der Fülle der Weisheit in einen Zustand von unbeschreiblicher Dummheit: „du hast deine Weisheit zunichte gemacht” (Hes.28,17). Ihre Intelligenz ist sehr weit zerfressen
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und durch die Sünde zerstört. Ihre Weisheit hat sich in Falschheit, Heimtücke und Hinterlist verwandelt. Ihre hohe Intelligenz von damals ist nur noch mit einem Wrack und kümmerlichen Rest zu vergleichen, was eine Folge ihrer Sünde ist.
4.2 Die Menschen
Die Menschen haben durch die Gnade Gottes Vergebung und – der Kürze ihres Lebens entsprechend – nur ein geringes Schuldleben. Die erwähnte Gnade hängt wesenhaft mit der Aussage in Joh.1,18 zusammen: „Niemand hat Gott jemals gesehen.” Im Gegensatz dazu haben die abgefallenen Geister alle Gott, Seine Herrlichkeit, Sein Licht und Seine Heiligkeit gesehen. Hinzu kommt, daß sie auch die Zeugen Seiner Macht waren, als Gott die materiellen Welten schuf (Hiob 38,4-7). Leider haben nur wenige Menschen die großherzige Liebe Gottes in Anspruch genommen. Bei den Menschen unterscheiden wir zwei Gruppen im Blick auf die Folgen der Sünde:
4.2.1 Die Erretteten haben ihre Verlorenheit erkannt und sind mit ihren Sünden zu Christus gekommen. Der treue Herr hat sie angenommen, indem ER ihnen ihre Sünden vergab. Damit sind die Folgen der Sünden auf den Erlöser gelegt worden, welcher stellvertretend für die Menschen zu sterben hatte; denn der Lohn der Sünde ist der Tod. Damit ist der Sünder von Gott freigesprochen von den furchtbaren Gerichtsfolgen, die der Herr im Gericht auf Sich nahm. Mit dieser Sündenvergebung ist den Erlösten Gehenna erspart worden, denn der Christus hat alle ihre Schuld auf Sich genommen. Die furchtbaren Folgen Gehennas vollziehen sich an diesen Erretteten nicht mehr.
4.2.2 Die Verlorenen haben sich Jahre und Jahrzehnte so stark an die Sünde gewöhnt, daß ihnen die Verlorenheit normal erscheint. Ihr verlorener Zustand ist der jener ersten Men-
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sehen nach dem Sündenfall. Weil die Menscheneltern in Eden anfänglich mit Gott in Verbindung standen, ist der Mensch 3ute noch „religiös”. Das führt dazu, daß man wegen des schlechten Gewissens vor Gott gute Werke tun will. Dem lebendigen Gott soll gezeigt werden, daß man für IHN ist. Andererseits lebt ein großer Teil der Verlorenen gedankenlos dahin, weil jemand gesagt hat, nach dem Tode sei alles aus. Jeder aber, der sich in der Zeit der Gnade nicht durch das Opfer Christi hat retten lassen, bleibt verloren. Die Kürze des Lebens der Menschen läßt die Folgen der Sünden nicht wie bei den abgefallenen Geistern offen an den Tag treten.
4.3 Das Ergebnis der Sünde
Das Ergebnis der Sünde ist letztlich die Gottesfeindschaft sowohl bei den Dämonen als auch bei den verlorenen Menschen. Die damals von Satan betrogenen Engel bewegen sich heute noch im Haß gegen Gott. Die verlorenen Menschen leben heute noch in dieser Gottesfeindschaft, weil Satan die Menscheneltern betrogen und in den Tod gebracht hat. Wir erkennen daraus, welch eine Macht in der Sünde liegt, wenn die abgefallenen Engel seit dem Niederwurf und die Menschen seit dem Garten Eden unter dieser Todeswirkung stehen. Es ist die Antisystematik von Geistkräften, die der Satan einmal entdeckt hat. Der Gerechtigkeit Gottes wegen müssen alle abgefallenen Geister nach Gehenna. Und alle Menschen, die das hohe Opfer des Gottessohnes mißachtet haben, müssen die endlosen Ewigkeiten in Gehenna verbringen. Einfältige Gläubige haben „gedacht”, daß Gott aufgrund Seiner Liebe den Satan, die Dämonen und die verlorenen Menschen nicht im Feuersee belassen würde. Sie übersehen aber ganz, daß Gott auch Gerechtigkeit und Wahrheit ist. Gott kann nicht wiederholt in der Bibel schreiben, daß diese „von Ewigkeit zu Ewigkeit” im Feuersee bleiben, wenn es nicht wahr wäre.
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5. Wie sieht Gott die Sünde?
Obgleich die Frage der Überschrift in den bisherigen Ausführungen zum Teil schon behandelt wurde, soll hier doch noch näher darauf eingegangen werden. Beachtlich ist, daß Gott vor der Erschaffung der Engel und Menschen wußte, wie der Abfall Seiner Geschöpfe sich vollziehen würde. Die Möglichkeit dazu war durch den „freien Willen” Seiner Geschöpfe gegeben. Denken wir daran, daß die Sünde Satans im Himmel die Prüfung der Engel und die Versuchung durch Satan in Eden die Prüfung der Menschen beinhaltete. Durch die damalige Offenbarung der Engelsünden sind den Lichtengeln die furchtbaren Folgen der Sünden derart vor Augen gestellt worden, daß es eine Wiederholung jener Engelrevolte ewiglich nicht mehr geben wird. Durch die Offenbarung der Menschensünden in Eden sind den Erretteten die furchtbaren Folgen der Sünden so vor Augen gestellt worden, daß es in der Herrlichkeit nie mehr einen Sündenfall geben wird.
Stellen wir uns vor, die Engelrebellion im Himmel wäre später geschehen, zu einem Zeitpunkt, an dem wir bereits in des Himmels Herrlichkeit gewesen wären. Die Gedanken bei einem solchen Ablauf sind überhaupt nicht auszudenken. Wir hätten nicht zugesehen, wie unser geliebter himmlischer Vater von den Engeln angegriffen worden wäre. Die Leibesgemeinde (bestehend aus etwa 100 Millionen Menschen) die IHM gemäß Uoh.3,2 gleich gewesen wäre, hätte sich in der Kraft des Gottessohnes eines jeden Einzelnen gegen die rebellierenden Engel gestellt. Das wäre nicht auszudenken gewesen.
Die Prüfung Seiner Geschöpfe muß sein, um das in der Gesinnung Echte vom Unechten zu scheiden. Gott hat jene Prüfung der Engel und Menschen zum allein richtigen Zeitpunkt zugelassen. So furchtbar die Sünde auch ist, dennoch erkennen wir überall nur die große, begleitende Weisheit Gottes in allen Geschehnissen zur Bestätigung Seiner Allmacht. Aber unser
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Gott wollte nicht, daß Seine Kinder in diese Engelrevolution mit hineingezogen werden. Vor rund 2000 Jahren hat der Herr die Schandflecken jener Revolte nach Hebr.9,23 erst wieder reinigen lassen. Die Kinder Gottes sollen nicht einmal die Spuren dieser damaligen Schande sehen. So lieb ist der Herr zu uns, den Seinen. Nach meinem Dafürhalten und Erkennen muß zwischen Niederwurf und Golgatha ein unermeßlich großer Zeitraum gelegen haben. Auf die Frage, warum Gott die unzähligen Jahrmillionen lang den Zustand der Verwüstung belassen hat, kann nur geantwortet werden: die Lichtengel sollten die Schande ihrer Engelgenossen nicht mehr vergessen. (Der Artikelschreiber hat die Überzeugung des unvorstellbar großen Abstandes zwischen Niederwurf und Golgatha aus verschiedenen Bestätigungen. Dazu liegt eine klare urtextliche Aussage vor, die erst in einiger Zeit in einer gesonderten Auslegung gebracht werden kann).
5.1 Die Lichtengel
Obgleich Gott in Seiner Heiligkeit die Sünde nicht direkt sehen kann, nimmt ER sie doch an Seinen Geschöpfen wahr. Sieht Gott, wie Seine Engel durch Dämonen oder uns die Sünde sehen, so ist der Herr tief betrübt. Hierdurch wird die Schöpfungsreinheit der Lichtengel (die nie etwas mit Sünde zu tun hatten) verletzt und angegriffen. Die Heilige Schrift schweigt darüber, wie und wann die Engel gereinigt werden. Eines sollen wir wissen, bereits das Sehen unserer Sünden bewirkte bei den Engeln eine Verunreinigung ihrer Schöpfungsreinheit.
5.2 Die Dämonen
Bei den Hoheiten und abgefallenen Geistern haben wir es mit der Quelle und den Urhebern der Sünden zu tun. Nicht nur die ersten Sünden Satans, sondern die beständigen Lästerungen
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gegen Gott und Seinen Christus gehen zuweilen ins Unerträgliche für den Herrn (vg. Hos. 7,16). Denn ganze Legionen finsterer Mächte lästern Gott rund um die Uhr in unvorstellbarem Haß. Man will Gott ganz bewußt reizen und verleumden. Das Hauptgebiet ihrer Tätigkeit liegt darin, sich beständig als Gegenspieler der Wege Gottes zu erweisen.
Gott sieht ihre vielen Sünden und erkennt, daß sich jene Geister in eigener Schuld immer tiefer in den Feuersee begeben. Die millionenfachen Sünden haben diese Geister in eine solche Tiefe gebracht, daß sie selbst bezeugen: wir können nicht mehr anders! Die Summierung ihrer Sünden ist so groß, daß sie von der Sünde völlig beherrscht werden. Über die wirkliche Macht der Sünde sind sich die Kinder Gottes nicht bewußt. Das Näherkommen Gehennas steigert ihren Haß gegen Gott. Dabei zerfrißt die Sünde die Geister so, daß sie im Irrwahn enden würden. Damit ist Gehenna noch Barmherzigkeit Gottes, weil ihnen dort ein Halt geboten ist, um nicht bis in die letzte Phase zu versinken. Der Herr im Himmel sieht das alles, kann aber Seiner Gerechtigkeit wegen nicht eingreifen. In Seinem Herzen schmerzt es, wenn ER sieht, wie die Sünde die gehauchten Geister zerstört (Ps.33,6).
5.3 Die erretteten Menschen
So wunderbar die Errettung durch Gottes Gnade auch ist, so ist der treue Herr doch über jede Sünde der Seinen betrübt. Am ärgsten ist es, wenn Kinder Gottes die eigene Sünde nicht als Sünde erkennen. Oder aber, wenn aus Gründen der Laßheit keine Vergebung in Anspruch genommen wird. Das Opfer für unsere Schuld ist am Kreuz erbracht worden. Gibt es eine Entschuldigung dafür, wenn die Vergebung nicht in Anspruch genommen wird? Genau hier werden unserem Herrn Probleme gemacht. Zwar heißt es in Kol.2,13b: „indem er uns alle Vergehungen vergeben hat.” Was aber ist, wenn der Herr vergibt,
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wir aber noch nicht um Vergebung gebeten haben? Wir wissen sehr wohl, daß der Satan uns beim Herrn verklagt. Liegt die Vergebung vor, zeigt der Herr dem Satan Seine Wundenmale. Unterhaltungen gibt es dann nicht mehr. Verklagt aber der Satan beim Herrn und „der Kerl” hat sich nicht gereinigt, bereiten wir dem Herrn durch die unvergebenen Sünden auch noch Mühe. Wir sehen daraus, wie wichtig und Gott verherrlichend der treue Wandel der Gläubigen ist. So sieht der Herr bei den Seinen die Sünden, die verborgen sind und die, welche vergeben wurden. (Näheres unter ANHANG)
5.4 Die verlorenen Menschen
Es ist keineswegs so, daß Gott kein Interesse an denen hat, die sich noch nicht entschieden haben, weil sie eine so große Errettung vernachlässigen. Allein schon das erbrachte Opfer am Kreuz ist der Beweis dafür, daß der Herr Jesus sie retten will; wie es auch in 1 .Tim.2,4 heißt: „welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.” Wenn sie sich nicht erretten lassen, dann haben sie es aufgrund der freien Willensentscheidung nicht gewollt. Wie die ersten Menschen im Garten Eden vom Seelenfeind belogen wurden, so sind auch die verlorenen Menschen belogen worden. Doch sagt die Schrift: Sie haben die Finsternis (Verlorenheit) mehr geliebt als das Licht (der Errettung). Darum sieht der Herr sie mit Wehmut als Seine Geschöpfe an, die in den ewigen Tod laufen, weil sie es so wollen.
5.5 Allgemeines
Die Sünde selbst ist in den Augen Gottes eine Kriegserklärung seitens der Geschöpfe gegen den Schöpfer. Wissen wir doch, daß das Wesen des alleinigen Gottes angegriffen und zerstört werden soll. Das heißt, das System der Ordnung des Friedens, der Ruhe, der Wahrheit, der Heiligkeit, des Lebens
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und der Reinheit soll in die Antisystematik des Gegenteils gebracht werden. Durch diese Zielsetzung der Bosheit kam der Fluch und der Tod über die Engel des Abfalles und über alle Menschen. Nie wieder wird es in Ewigkeit eine Engelrevolte oder Menschensünde geben. Die Lichtengel sind gewarnt und sehen in Gehenna die Folgen jener damaligen Revolution im Himmel. Die erretteten Menschen werden nie mehr sündigen wollen, denn auch sie sind gewarnt und sehen in Gehenna die Folgen der Sünde im einstigen Garten Eden. Weder die Engel im Himmel noch die ersten Menschen auf der Erde hätten damals rebelliert oder gesündigt, wenn sie von den furchtbaren Folgen in Gehenna gewußt hätten. Darum bleibt der Zustand, den die Bibel in Off. 14,11 beschreibt: „Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit”. Wer der Heiligen Schrift widerspricht, rebelliert gegen Gott wie einst die abgefallenen Engel. Denn: „das Wort war Gott” (Joh.1,1). So sieht auch Gott die Sünde aller Abgefallenen in Gehenna. Wie dankbar können wir sein, daß wir das wunderbare Opfer Christi Jesu haben. Wohl dem, der dem Herrn gehört.
6. Was ist das Wesen der Sünde?
Die Schrift sagt in 1.Joh.3,4b: „die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.” In der Schrift werden uns das Wesen und die Grundlagen der Sünde gezeigt. Eine solche Grundlage finden wir in Uoh.3,8: „Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel”. Das sind Verlorene, aber niemals Errettete. Dem Ausdruck „aus dem Teufel” steht der Begriff „aus Gott geboren” gegenüber. Dies betrifft die Grundsätze: Die neue Schöpfung in dem Erretteten kann nicht sündigen (Uoh.3,9). Kinder Gottes sündigen auch (Uoh.1,8)1 Diese Sünden berühren jedoch nicht die Grundlage der neuen Schöpfung.
Die Grundlage der Schöpfungsreinheit in Eden war die Sündlosigkeit. Durch die Sünde brachte die Schlange als
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Grundlage den Tod! Der Christus führte infolge seines Opferblutes die Errettung und eine neue Geburt in Sündlosigkeit als Basis und Grundlage ein. Einen Tod der neuen Schöpfung gibt es nicht, weil Gott sie versiegelt hat (Eph.1,13 und 4,30). Die Sünde ist verbunden mit dem in Rom.8,2b beschriebenen „Gesetz der Sünde und des Todes”. Wenn es nun heißt: „Die Sünde ist die Gesetzlosigkeit”, so ist diese Sünde bzw. Gesetzlosigkeit ein „Losgelöstsein” vom „Gesetz des Geistes des Lebens”. Damit tritt anstelle des Lebens der Tod und anstelle des Schöpfersegens (1.Mo.1,28) der Fluch Satans. Das ist Gesetzlosigkeit, wenn jemand sich der Sünde wegen vom „Gesetz des Lebens” loslöst. Damit können wir sagen: das Wesen der Sünde ist Fluch und Tod. Und genau darin liegt die Antisystematik, die sich gegen das System des Lebens wendet. Hieraus erkennen wir die ganze Feindseligkeit der Sünde gegen Gott. Die Sünde ist es, die allem Wirken Gottes entgegensteht. Durch das Teilhaben der ersten Menscheneltern an der Sünde, sind wir nun des Todes teilhaftig. Wir preisen Gott, daß dieser Tod für uns auf das Fleisch begrenzt ist. Den zweiten oder ewigen Tod brauchen wir nicht zu erleben. Christus der Herr hat uns daraus errettet (2.Kor.1,10).
Die gottlosen (gesetzlosen) Menschen verbleiben in ihrer Antisystematik und damit im zweiten Tod (Off.21,8). Dies geschieht, weil sie im Wesen der Sünde bleiben, um sich nicht retten zu lassen. Es ist nicht so, daß jene sich lediglich nicht haben retten lassen. Vielmehr liegt auf allen diesen die Schuld, daß Christus zwar für sie gesühnt hat, sie die Liebe Jesu aber durch Nichtannahme mit Füßen getreten haben (1.Joh.2,2 und Hebr.10,29). Die Würfel für Errettung und Verlorenheit der Menschen fallen auf der Erde und nicht im Jenseits der Ewigkeit. Die Bibel lehrt keine Erlösung und Errettung im Jenseits! Wäre das der Fall, hätte Gott in Seinem Wort gelogen. Auch sehen wir, wie groß der Stellenwert der freien Willensentscheidung Seiner Geschöpfe in den Augen des Herrn ist.
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Die abgefallenen Geister sündigen nicht nur, sondern sie sind vielmehr zum Inbegriff der Sünde geworden. Ein jeder von ihnen lebt in dem Wesen der Sünde und Gesetzlosigkeit. Da sie keine Nahrung mehr von Gott erhalten, haben sie die Sünde zu ihrer Nahrung gemacht. Das ist einer der Gründe, weshalb sie, wenn sie sich in Menschen befinden, diese beständig zur Sünde reizen: weil sie davon leben.
An dieser Stelle soll noch ein erklärender Einschub erfolgen. In Offb.18,2 wird von Babylon geredet, die „eine Behausung von Dämonen … und ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes” geworden ist. Bei Gewahrsam sagt die Fußnote „Gefängnis”. Das heißt, daß Menschen, von denen die Geister Besitz nehmen, ein Gefängnis für sie sind und daß sie an dieses „Haus” gebunden sind.
Wenn sich Christus also wegen unserer Schuld „zur Sünde” machen ließ (2.Kor.5,21), so hat ER Sich damit unter die Engel erniedrigt (Hebr.2,9). Die abgefallenen Geister geben sich der Sünde auch deshalb hin, um die letzten Tage in ihren Lüsten zu verbringen. Dabei liegt ihre Lust dort, wo dem lebendigen Gott am wirksamsten widerstanden werden kann. Daß sie sich dabei immer mehr Gericht aufhäufen, läßt ihre Herzen unberührt. Dem Höhepunkt des Wesens der Sünde steuern wir zeitlich entgegen. Dies wird sein, wenn der „Mensch der Sünde” in der Person des Anti-christus geoffenbart wird, zu Beginn der 70.Jahrwoche (2Thess.2,3b). Bezeichnend ist in 2.Thess.2,7 auch der Ausdruck „Geheimnis der Gesetzlosigkeit”, wissen wir doch, daß bei dem darauf folgenden Gericht Gottes die Menschheit bis auf den Überrest umkommen wird.
7. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit
Noch einmal müssen wir von 1.Joh.3,4b ausgehen, wo es heißt: „die Sünde ist die Gesetzlosigkeit”. Zwar werden wir dieses Geheimnis im Leibe des Fleisches als Kinder des Lichtes
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nie ganz verstehen. Dennoch belehrt uns die Schrift darin ein ganzes Stück. Nach 2.Thess.2,6 ist es die Gemeinde „was zurückhält” und im nächsten Vers 7 ist es der Heilige Geist „der, welcher zurückhält”, um das Geheimnis der Gesetzlosigkeit nicht aufbrechen zu lassen. Erst nach Vers 8, wenn „was” und „der” aus dem Weg sind (1. Wiederkommen Jesu), wird der Gesetzlose offenbar. Der Herr vernichtet ihn durch Seinen Hauch bei Seiner 2. Wiederkunft (Ankunft).
Eines steht fest: Solange die Gemeinde und der Heilige Geist auf Erden waren und sind, bleibt dieses Geheimnis verborgen. Es ist das Geheimnis der Sünde, welches die Menschen bis heute nicht kennen. Das heißt, was im tiefsten Grund Satans schlummert, wird alsdann durch den Geist des Antichristus auf Menschen übertragen. Gerade weil kein Gegenpol mehr auf der Erde besteht, erhält dieser furchtbare Geist freien Lauf. Dies ist ein Zeichen des Gerichtes Gottes über die Menschen
Die Menschen werden sich bis in die Familien hinein ohne Grund mörderisch hassen und demzufolge umbringen. Ja, noch mehr, sie werden eine enorm starke Lust (Mordlust) erhalten, der sich keiner entziehen kann. Das ist es, was mit anderen Worten in Offb.6,3-4 geschrieben steht: „daß sie einander schlachteten”. Dies gehört zum Gericht des „roten Reiters”. Auf der Erde hat es nie zuvor einen so starken Geist der Finsternis gegeben, der so an Menschen wirkt, daß sie unter Geistzwang morden und daran noch große Freude haben. In dieser Zeit wird alles erdenkliche Böse in Massen ablaufen. Die Welt ist dann ein einziges Irren- und Mörderhaus.
8. Wo liegt die Überwindung der Sünde?
Wir stellen über das Thema das Wort Gottes aus Joh. 16,33, wo es heißt: „Dieses habe ich zu euch geredet, auf daß ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid
gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden.” Auffallend ist, daß der Herr diese Worte noch vor Golgatha redet: „ich habe die Welt überwunden.” Wir können die Aussage nur so verstehen, daß der Herr im Glauben und Wissen um das Kreuz diese Worte zu reden vermochte. Die Formulierung „in mir” weist sogar auf die Zeit nach der Ausgießung des Heiligen Geistes hin, von der wir in Joh.14,23b lesen: „und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.” Weiter heißt es: „auf daß ihr in mir Frieden habet.” In Christus Frieden zu haben ist mit der Gotteskind-schaft verbunden. Zum Schluß sagt der Herr: „Ich habe die Welt überwunden.” Mit der Überwindung der Welt mußte die Sünde überwunden werden. Wir wissen genau, daß dies für uns geschah, als ER ausrief: „es ist vollbracht!” Da der Lohn der Sünde der Tod ist, hat der Herr auch den zunichte gemacht, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel. „Der Stachel des Todes .. ist die Sünde” (1 .Kor.15,56). So konnte Paulus sagen: „Verschlungen ist der Tod in Sieg” (1.Kor.15,54). Dieser Sieg ist Sein Sterben am Kreuz. Der Überwinder der Sünde ist Christus Jesus. Einen anderen Überwinder gibt es nicht. Die Antisystematik wurde durch das System Gottes, Seine Liebe zu uns, besiegt. Die Überwinderkraft unseres Herrn geht so weit, daß auch wir, die wir IHM gehören, an Seiner Überwindung teilnehmen. Hierdurch werden selbst wir im Vorbilde Christi zu Überwindem der Sünde und der Welt. Die Geistesverbundenheit mit IHM bewirkt solches.
Wir wenden uns Uoh.4,4 zu, wo es heißt: „Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist.” Bei dem Wort „sie” weist die Fußnote auf die falschen Propheten von V.1 hin. Nach dem Codex Sinaiticus heißt es: und ihr habt jene aus dem Kosmos besiegt. Das geht weiter als „falsche Propheten”. „Jene aus dem Kosmos” erinnert uns an Eph.2,2;6,12! Ich bin überzeugt, daß die Geistesverbundenheit mit unserem Herrn weitergeht, als nur den Sieg über falsche Propheten zu
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haben. Das wäre mehr als kümmerlich. Es heißt doch, daß der, welcher in uns ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist. Da sind doch jene Mächte angesprochen, von denen der Herr sagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt” (Joh.18,36).
Wenn also Gott in uns der Stärkere gegenüber den Beherrschern der Welt ist, überwinden wir durch „Christus in euch” auch jeden Feind (Kol.1,27).
In 1.Joh.5,4 ist gesagt: „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt”. Die neue Geburt beinhaltet also das Vorrecht, die Welt zu überwinden. Mit dieser Aussage werden zugleich die Verlorenen von dem großartigen Auftrag Gottes ausgenommen. Wie oft hat Satan sich bemüht, Licht und Finsternis zu vereinen. Gott aber hat zu Beginn dieser Schöpfung das Licht von der Finsternis getrennt (1.Mo.1,4). Wie könnten Herrlichkeit Gottes und Gehenna in einem Raum untergebracht werden? Wie der Apostel Paulus in 2.Kor.6,14-15 schreibt: „Seid nicht in einem ungleichen Joche mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? und welche Übereinstimmung Christus mit Belial?” Wenn in Gemeinden Christus und Belial „Gemeinschaft pflegen”, ist nicht der Herr, sondern der Mensch in der Schuld. Die Lichtseite hat nicht überwunden, hat nicht die Welt überwunden, wozu Gott uns gesetzt hat.
Die zweite Hälfte des obigen Verses (1 Joh.5,4) lautet: „und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.” In der ersten Vershälfte ist die göttliche Seite genannt, die neue Geburt in uns, welche die Welt überwindet; in der zweiten Vershälfte wird von unserem Glauben als der menschlich erforderlichen Seite zur Überwindung der Welt geredet. Beide Seiten sind im Kinde Gottes notwendig, um dem Herrn zu dienen, wenngleich wir wissen, daß auch der Glaube von Gott kommt.
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Die Uberwindung der Sünde, welche das Element der Welt ist, geschieht allein durch Christus und durch die Menschen, die in dem durch Christus gegebenen Glauben leben wollen und dürfen.
9. Was ist die Strafe für Sünde?
Wenn wir also wissen, daß der Lohn der Sünde der Tod ist, so ist offenbar, daß alle Menschen dem ewigen Gericht verfallen sind. Von einer bekannten Trickspielerei, wie es die Menschenmeinung der Allversöhnung ist, redet das Wort Gottes keinen Buchstaben. Ja, noch mehr, Gottes Wort widerspricht dieser Idee an vielen Stellen. (Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf „Wegweisungen für das Glaubensleben”, Heft 9, über die Allversöhnung). Über unsere menschliche Verlorenheit redet Gottes Wort in Röm.3,10-12, wo es heißt: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig sei; da ist keiner, der Gott suche. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tue, da ist auch nicht e i n e r.” So sieht Gott den Menschen nach dem Sündenfall, weshalb nur noch der ewige Tod im Feuersee unser Teil war.
Das heißt doch, daß in der „gesetzlosen Zeit” das Gewissen der Menschen nicht ausreichte, um einen „Guten” hervorzubringen. Des weiteren reichte die „Gesetzeszeit” nicht aus, auch nur einen zu finden, der tauglich sei. Dann kam das Opfer Christi Jesu mit dem vorausgehenden Ruf des Wegbereiters, Johannes des Täufers, welcher lautet: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.” Alle, die sich nun durch das Blut des Herrn Jesus haben reinwaschen lassen (1.Joh.1,7), sind vom Todesurteil befreit. Das ist die beschriebene Lehre des Evangeliums, der frohen Botschaft, im Neuen Testament. Damit hat der Herr Jesus unser Gericht auf Sich genommen, weshalb ER Selbst in den Tod gehen mußte. Für das Gewicht der Sünde
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der Menschen mußte ein Gegengewicht gefunden werden, welches mehr wog als die Sündenlast der Menschen. Daher hätte sich für die Sühnung unserer Schuld weder ein Mensch noch ein Engel opfern können. Das Maß des Gewichtes wäre in jedem Fall zu gering gewesen. Da gab Gott Seinen geliebten Sohn. Für unseren Tod starb ER, weil ER in Gottes Augen weit mehr Gewicht gegen unsere Sünde hatte, als unser aller Sünde wog. Das sind göttliche Vergebungs-Prinzipien, die von Menschen nicht umgestoßen werden können. Darin hat der Herr das Gericht des Todes, das wir verdient hatten, auf Sich genommen; der Herr hat unser Gericht erduldet, damit wir frei ausgehen sollten. Das ist es, was der Prophet Jesaja in Kap.53,5 sagt: „Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.” Dieser unser zweiter Tod ist an IHM vollzogen worden (Ps.89,38-43).
Alle, die nun in der Zeit der Annehmung das wunderbare Opfer Jesu im Glauben nicht angenommen haben, stehen einmal vor dem Richter-Gott, welcher Augen hat wie Feuerflammen, ewiglich ohne Opfer und unversöhnt. Das Wort Gottes redet von „Heillosen”, die das Blut des Christus mit Füßen getreten haben. Es sind solche heillos, die nicht mehr geheilt werden können. Sie sind (los)gelöst von jeder Heilwerdung; die Bibel redet von Verlorenen. Diese Verlorenen sind dann auch verloren für alles Heil, darum heillos. Ihr heilloser Zustand gründet sich darauf, daß sie kein Opfer besitzen. Der Schreiber des Hebräer-Briefes sagt in Kap.6,8b: „und sein Ende ist die Verbrennung.” Also ist die Strafe für die Sünde die im Wort Gottes vielfach angesprochene Strafe im Feuersee (Off.20,15). Gehenna ist damit das Ende der Sünde bzw. sündiger Geschöpfe. Da nützt auch keine irreale, vermeintliche Gottesliebe etwas. Denn ebenso, wie Gott Liebe ist, ist ER auch Gerechtigkeit. Niemals kann und wird ER Seine Liebe auf Kosten Seiner Gerechtigkeit erweisen, sonst hätte Gott in Seinem Wort gelogen. Das große Gewicht der unvergebenen Sünde wird allein nur durch das Gewicht der Gerechtigkeit Gehennas aufgewogen. Gehenna ist
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kein Ort, wo die Sünde „abgebüßt” wird, sondern ein ewiger Ort des Strafvollzuges. Die gerechte Strafe Gottes für unvergebene Sünde ist damit der Feuersee. Weder Engel noch Menschen werden über den heiligen Willen Gottes befragt; der Herr Selbst weiß am besten, was Seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit entspricht. Und genau diesen Seinen Willen hat ER in der Schrift verzeichnet.
NACHWORT
Dem Artikelschreiber ging es bei dem Thema primär darum, dem gläubigen Leser einen weitgehenden Blick dafür zu vermitteln, was Sünde wirklich ist. Denn es ist so wichtig zu wissen, wie Gott die Sünde sieht und beurteilt, aber auch behandelt. In jedem Fall wird der lebendige Gott die Sünde nicht anders behandeln, als ER dies im Wort hat niederschreiben lassen. Alles, was sich diesem Wort Gottes entgegenstellt, ist Lüge. Denn Gott allein ist die Wahrheit, niemals der Mensch oder gar Satan. Wir erkennen, daß wir von Natur aus sündige Menschen sind, wobei die Sünde nicht allein unseren Leib des Fleisches, sondern auch unser Gedankengut beeinflußt. Wer das nicht sieht oder zugibt, steht bereits unter der Wirkung von Dämonie. Die alleinige Richtschnur der Wahrheit ist darum die Heilige Schrift. Alle Meinungen und Auffassungen von Menschen, denen die Bibel widerspricht, sind falsch, mögen sie noch so fromm erscheinen.
Des weiteren sollte die Sünde so angesprochen werden, wie sie in Gottes Augen wirklich ist, damit wir wiederum erfassen, wie der Herr uns sieht. Eine Beschönigung von Sünden ist Lüge. Nicht umsonst hat der Sohn Gottes Sein Leben lassen müssen. Wiederholt habe ich mich gefragt, ob es sich überhaupt lohnt, daß Gott wegen einer Handvoll Erretteter (im Vergleich zu den Milliarden Verlorener) jene unendlichen Opfer gebracht hat und die Vielen dem ewigen Feuersee überstellen muß. Wäre es nicht besser gewesen, die Engel und Menschen nicht zu schaffen und
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die himmlische Ordnung nicht zu stören? Das aber sind rein menschliche Gedanken, und Gott hat mit den Erlösten weit höhere Ziele in den Ewigkeiten der Ewigkeiten, als wir zu denken vermögen. (Hier sei auf „Wegweisungen für das Glaubensleben”, Heft 2, hingewiesen.)
Wir erklären deshalb aber auch die Sünde zum Ruin und Untergang Seiner Geschöpfe. Sünde ist offene und geheime Zerstörung des Werkes Gottes. Niemand kommt ohne Hilfe des Herrn aus dem Zwang der Gebundenheit von Sünde heraus. Als Satan den Weg der Antisystematik einschlug, da wußte er noch nicht um die Macht der Sünde. Die verlorenen Menschen wissen heute nichts von der Macht Gehennas, weil sie die Auswirkungen der Sünde nicht kennen. So bitter der Feuersee für die Betreffenden ist, dahinter steht die stärkere Macht der Gerechtigkeit Gottes im ewigen Strafvollzug.
Wenn wir also die Abhandlung „Die Sünde” gelesen haben, so empfinden wir etwas wie Schauder vor der Sünde, vor jener unerbittlichen Härte, die darin liegt und die Ursache für den Tod unseres Herrn war. „Die Sünde gebiert den Tod” (Jak. 1,15). Jeder von uns ist mitschuldig, weil auch wir der Sünde gedient haben. Die Fruchtbildung der Sünde ist hart, wie wir bei der Sünde Israels in 1.Sam.12,19 lesen: „Denn zu allen unseren Sünden haben wir das Böse hinzugefügt …” Oder wie es in Jes.59,4b heißt: „man ist schwanger mit Mühsal und gebiert Unheil.” Eine Sünde gebiert die andere, welches das Wesen der Antisystematik ist. Es bleibt uns nur noch übrig, dem Herrn für Seine Liebe und Gnade gegen uns zu danken.
„Welcher unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist.”
Rö.4,25
II
ANHANG
Nachdem in dieser Auslegung „die Sünde” näher behandelt wurde, ward ich innerlich beständig daran erinnert, noch einen Anhang über
die Reinigung von Sünden und die Vergebung von Sünden
zu bringen. Der tiefere Anlaß ist die absolute Unwissenheit unter den Kindern Gottes; es wird kein Unterschied zwischen Reinigung und Vergebung gemacht, obgleich die Heilige Schrift im Alten und Neuen Testament ausdrücklich darüber redet. Die große Not liegt insbesondere dort, wo die Reinigung einfach weggelassen wird und alles als zur Vergebung gehörend behandelt wird. Die Bibel, welche Gottes Wort ist, redet in dieser Frage aber nicht umsonst. Normalerweise gehören Reinigung und Vergebung zeitlich zusammen. Der unheilige Zustand muß bereits in der Urgemeinde bestanden haben, sonst hätte der Apostel Jakobus in Kap.4,8 nicht schreiben müssen: „reiniget die Herzen, ihr Wankelmütigen.” Eine Mitteilung, die aus der gleichen Zeit stammt, finden wir auch in Apg.15,9, wo es heißt: „indem er durch den Glauben ihre Herzen reinigte.” Wie dem auch sei, die Verunreinigung der Herzen, von der Jakobus spricht, bedurfte der Reinigung. Als Ursache für den inneren Schaden wird der fehlende Glaube jener Menschen genannt. Damals wie heute treten dergestaltige Schäden an den Seinen wegen Mangel an Erkenntnis des Wortes Gottes auf. Die Schadensrichtung mag von der Herkömmlichkeit sehr verschieden sein. Unheilige Gläubige beten in solchen Fällen: „lieber Herr Jesus, vergib mir meine Wankelmütigkeit – Amen.” Geschwister, hier haben wir ein Beispiel von Millionen unter den Erretteten, wie die gottgewollte Reinigung ausbleibt. Es wird versucht, Reinigung von Sünden einfach durch Vergebung von Sünden zu ersetzen. Solche Leute sollen nicht denken, daß sie aus ihrer
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bösen Neigung zur Wankelmütigkeit herauskommen. Ihr Wandel ist doch geradezu gegen das Wort Gottes gerichtet. Geistliche Liederlichkeit und Faulheit sind die Ursachen ihrer Sünde der Wankelmütigkeit. Der Apostel Paulus spricht diesen furchtbaren Zustand in seinem Brief an die Korinther an, welche Wankelmütige waren (2.Kor. 1,18-20). Über diese Sünde hat nach der Lehre der Schrift Buße getan zu werden, welche Reinigung ist. In der Gemeinde Jesu hat die biblische Buße des Einzelnen immer mehr an Bedeutung verloren. Es war nicht umsonst, daß Gott „also auch den Nationen die Buße gegeben” hatte (Apg.11,18). So ist es der Wille Gottes, „daß sie alle allenthalben Buße tun sollen” (Apg. 17,30).
Durch die Vernachlässigung der Buße in der Gnadenzeit ist der Gemeinde ein Hilfsmittel verlorengegangen, um geistlichen Reichtum zu erlangen. Gläubige, welche meinen, sie hätten solche Sünden nicht, die eine Buße erfordern, sind geistlich die Ärmsten der Armen. Zugleich sind es jene, die das geistliche Niveau der Gemeinde des Herrn weltweit nach unten drük-ken. Die Buße ist der geistliche Vorlauf für eine gottgegebene Vergebung. So wie durch Johannes den Täufer die Buße zu verkündigen war, so durch Christus die Vergebung. Die echte, tiefe Buße schafft einen ungeheuerlichen Freiraum nach Leib, Geist und Seele. Wir bedauern jedes Kind Gottes, welches diese Freimachung nicht kennt. Selbst die Verheißung in Joh.8,32: „und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen”, erfüllt sich in der Buße. Wer die Wahrheit der Befreiung durch Buße nicht kennt, ist ein Hindernis im Reiche Gottes. Denn nach aufrichtiger Buße folgen zumeist auffällige geistliche Segnungen des Herrn. Damit ist die Reinigung in der tiefen Buße eine Frage der Liebe zu unserem Herrn. Was könnte es anders als Stolz und Hochmut sein, wenn die Kinder des Lichtes nicht Buße tun? Unter Buße versteht die Schrift im Neuen Testament: sich demütigen, die Sünden beklagen – was bis zum Weinen vordem Herrn gehen kann – die Eigenverurteilurhj, die Bitte um Frucht aus dieser Buße, um durch erbetene Hör zensveränderung die Segnungen vom Herrn zu empfangen.
Die neutestamentliche Buße hat nichts mit „abbüßen” zu tun. Wir alle wissen, daß der Eine unserer Schuld und Sünde wegen am Kreuz in dieser Art „büßen” mußte. Solches Büßen hängt mit „Werk” zusammen. In der Zeit, in der wir unsere Rechtfertigung aus Glauben haben, können und dürfen wir IHM nicht das alttestamentliche Werk anbieten. Israel hat bald 2000 Jahre versucht, durch Werksgerechtigkeit Gott zu gefallen. Doch ist es ihnen nicht gelungen. In Hebr.7,18-19 wird von der Nutzlosigkeit des Gebots geredet und davon, daß das Gesetz nichts zur Vollendung gebracht hat. Wir wissen auch, daß das Gesetz die Rechtfertigung aus Werk vorstellt.
Was sollte eigentlich die vermeintliche „gottgegebene Vergebung” ohne vorherige Reinigung? Würde Gott Sünden vergeben wollen, die einer vorherigen Buße bedürfen, welche aber nicht gebracht wird, so müßte der Herr diese Sünden ja anerkennen. Dies tut er aber nicht. Die Reinigung ist doch die vorlaufende Beseitigung der Schuld durch Gesinnungsveränderung vor Gott. Dann kann und will der Herr vergeben. Wird jedoch versucht, die Sünden nur auf dem Wege der Vergebung (ohne Reinigung) zu behandeln, als Bitte um „Entschuldigung”, nimmt es uns nicht Wunder, wenn viele Schuld nicht vergeben ist und die Leibesgemeinde an geistlicher Substanz verliert. Wie einfach ist doch Gottes Wort, und wie schwer machen wir dem Herrn die Vergebung. Es ist überhaupt erstaunlich, mit welch einer Geduld der treue Herr die Belange der Seinen behandelt.
1. Sünde und Greuel
Bei diesem Thema geht es nicht um Besserwisserei, wohl aber um das Wort Gottes. Nicht der Mensch ist der Autor der Heiligen Schrift, sondern der Herr. Jedes Kind Gottes sollte sich mit der Frage beschäftigen, weshalb Gott nicht alle Gesetzlosigkeit unter dem Begriff der Sünde einheitlich zusam-
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menfaßt, sondern von Greuel spricht, worin auch eine Steigerung von Schuld ausgedrückt wird. Der Herr möge uns vor jeder Oberflächlichkeit im Umgang mit Seinem Wort bewahren. Gewiß gibt es diese Greuel heute nicht mehr in der Gleichheit mit dem Gesetz verbunden. Wir lesen z.B. in 3.Mo. 19,27, daß der Rand des Haupthaares nicht rund geschoren werden durfte (Tonsur). Diese Weisung war aufgeführt unter Greuelsünden wie Wahrsagerei und Zauberei. Lesen wir hier nur u.a. 5.Mo.18,10-12! Sehr zu beachten ist dabei die Reinigung von der Greuelsünde; es besteht ein großer Unterschied zur Reinigung von allgemeinen Sünden. Wie oft haben Errettete uns bezeugt, daß sie ihre Greuelsünden oft und wiederholt dem Herrn bekannt hatten, an den Folgen hatte sich bei ihnen aber nie etwas geändert. Auf der Greuelsünde liegt zu allermeist noch ein besonderer Fluch. So schwer wie der Greuel vor Gott wiegt, so schwer ist er auch wieder zu entfernen. Das ist der Grund, weshalb der Herr Sünde und Greuelsünde getrennt hat.
2. Die Reinigung von Sünden
Bei diesen Auslegungen ist daran gedacht, in kurzer Form lediglich auf die Lehre des Neuen Testaments einzugehen. Der Ausgangspunkt ist 2.Kor.7,1: „Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.” Der Brief ist, wie wir erkennen, an Gläubige geschrieben, die aufgefordert werden, sich selbst zu reinigen.
Ganz anders ist es, wenn die Ungläubigen zu Jesus kommen und die Reinigung nach 1.Joh.1,7 „das Blut reinigt uns von aller Sünde” in Anspruch nehmen. Die Selbstreinigung hingegen ist die den Kindern Gottes im Neuen Testament auferlegte Reinigung, denn die Ungläubigen vermögen das nicht.
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Ihnen fehlt diese Grundreinigung von Joh.13,10, wo es heißt: „Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein”. Weil die Füße der Berührungspunkt mit der Erde sind, bedürfen wir in allen Erdverbundenheiten der Reinigung von Sünden. Bei denen, die gebadet sind, redet die Schrift von „Befleckung”, wenn sie sich durch Sünde wieder verunreinigen. Die Bibel spricht nur von der Reinigung des Fleisches und des Geistes, nicht aber von der Reinigung der Seele. Die biblische Erklärung liegt darin, daß dann, wenn ein Sünder sich von der Schuld des Fleisches und des Geistes reinigt, die Seele automatisch rein wird. Der Vorgang der Reinigung von Sünden verläuft analog zum Schöpfungsvorgang von 1.Mo.2,7. Als der Leib (das Fleisch) und der Geist (Geist des Menschen) gegeben wurden, entstand automatisch die dritte Wesenheit: die Seele. Den gleichen Vorgang wie bei der Schöpfung finden wir bei der Sündenreinigung. Eine spezielle Reinigung der Seele lehrt die Heilige Schrift nicht. Es gibt überhaupt nur eine Stelle im Wort, wo von Reinigung der Seele geredet wird. Wir lesen dies in 1.Petr.1,22, wo es heißt: „Da ihr eure Seelen gereinigt habt…” Hier ist aber zu erwähnen, daß diese Reinigung der Seelen nichts anderes ist als das, was wir bereits hörten: Reinigung des Fleisches und des Geistes!
Diese Reinigung in der Verurteilung der Sünde und der gesinnungsverändernden Buße muß also die vorlaufende Maßnahme sein, damit der Herr die Vergebung schenkt.
3. Die Vergebung von Sünden
Vom Grundsatz her ist das doch eine ungeheure Sache: Sünden zu vergeben. Für uns Menschen ist es das einzige Mittel, die Schuld der Sünde wieder loszuwerden. Über den Preis und den Vorgang wurde in der Auslegung bereits gesprochen. Wir nehmen als Ausgangspunkt das Wort in
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Kol.1,14, wo es heißt: „in welchem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden“. Diese Vergebung ist allein Sache und Seite Gottes mit uns Menschen. Die Abwicklung geschieht nach der Ordnung Gottes, als Basis gilt Golgatha. Außerhalb des Gottes-Opfers in der Gnadenzeit gibt es keine Vergebung, insbesondere nicht durch Werk. Der Sünder hat mit seiner ganzen Schuld zum Sünder-Heiland zu kommen. Dort ist die Last der Sünde zu bekennen und zu verurteilen, aber auch an den Herrn auszuliefern. Die Grundlage der menschlichen Seite ist der Glaube des Einzelnen. Des weiteren hat der Sünder Gott zu vertrauen, daß der Herr ihm die ganze Schuld vergeben will. Darum muß die Vergebungswilligkeit Gottes geglaubt werden. Nicht umsonst hat der Herr Jesus ausgerufen: „Kommet her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen” (Matth.11,28). Die Ursache der Mühsal ist die Sünde, die Ursache für das Beladensein die Last der Schuld. Darum muß vorher das Bekenntnis der Schuld zur Reinigung vorliegen, damit der Herr dann die Vergebung aussprechen kann. In obigem Wort von Kol.1,14 ist die „Erlösung” der „Vergebung” gleichgestellt. Das heißt, Erlösung hängt mit dem Preis des Loskaufes zusammen. Wenn das geschieht, findet auch die Vergebung statt.
Eine Vergebung von Gott ist so vollkommen, wie wenn wir nie gesündigt hätten. Bezeugt nicht der Prophet Jesaja in Kap.38,17: „denn alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen”? Sogar der Prophet Micha sieht im Blick auf den Christus und Seine große Vergebung das Ende der Schuld: „und du wirst alle ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen” (Mi.7,19). Das sind unzugängliche Tiefen für alle Seine Geschöpfe. Und der Herr Selbst redet in Hebr.8,12: „Denn ich werde ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken.” Gott will über die vergebenen Sünden nie mehr nachdenken. (Hierzu auch Hebr.10,17; Jes.43,25 und Jer.31,34b).
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4. Vergebung und Reinigung nach 1.Joh.1,9
Wenn wir den Vers in 1.Joh.1,9 lesen, fällt uns auf, daß die Vergebung Gottes vor der Reinigung steht. Das hat seine besondere Bewandtnis darin, daß es sich nicht um die Reinigung handelt, welche wir zu vollziehen haben, sondern die der Herr Selbst vornimmt. Deshalb lesen wir: „und uns reinigt”. Wir haben inzwischen gelernt, daß es Reinigung gibt, die wir zu vollziehen haben und Reinigung, die der Herr bewirkt. Darum ist es der Wille des Herrn, daß wir täglich im Worte Gottes arbeiten. Je mehr wir aufnehmen, desto genauer vermögen wir dann dem Herrn zu dienen. Erfreue dich aber deines Gottes, DER alle Segnungen auch in deine Hände gelegt hat.
SCHLUSSWORT
Nachdem wir die Abhandlungen bis hierher gelesen haben, kommen wir zwangsläufig zur Feststellung, daß „Sünde” eine ganz furchtbare Wirkung auf die Geschöpfe Gottes hat. Nicht allein auf Engel und Menschen, sondern (wie in Rö.8,19-22 geschrieben steht) auf die „ganze Schöpfung”, welche seufzt. Das größte Massen-Vernichtungsmittel der Menschheit ist die Sünde. Wie so groß ist doch das Werk des Herrn am Kreuz, wo ER die Sünden der ganzen Welt gesühnt hat (1.Joh.2,2). Und wie wenige lassen sich vom Todesfluch der Sünde befreien. Gleichgültigkeit genügt, um sich nicht retten zu lassen. Doch wie endlos groß sind die Folgen in der Ewigkeit. Es ist das Ziel unseres Retter-Gottes, daß wir uns von Seiner Liebe so erfüllen lassen, daß wir die Rettungs-Botschaft an verlorene Menschen weitergeben. Letztlich ist es doch der Ausdruck Seiner Liebe, wenn der Sünder nicht in der Verlorenheit bleiben und untergehen soll. Erfreuen wir uns doch daran, daß Seine Liebe nicht vergeht (1 .Kor.13,8). Um dieser Seiner Liebe auch nur ein wenig gerecht zu werden, muß die Gesinnung Jesu in uns sein
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(Phil.2,5). Was ist es eigentlich, daß wir Erretteten nur schwerlichst Seine Gesinnung annehmen? Die Verantwortung dafür liegt doch allein auf unserer Seite. Es ist letztlich die Frage, ob wir die Gesinnung Jesu überhaupt wollen – oder auch nicht. Durch die Annahme Seiner Gesinnung wird den allgemeinen Sünden weitgehend widerstanden. Die Gesinnung Jesu sehen wir in Sonderheit bei Zachäus in Luk.19. Es ist ein Bild der Einkehr Jesu in unsere Herzen. Der Herr sagt: „denn heute muß ich in deinem Hause bleiben.” Wenn der Herr in unsere Herzen kommt, „bleibt” ER auch. Die Einkehr Jesu in sein Haus bewirkte eine tiefe Gesinnungsänderung in Zachäus, so daß er in V.8 sagt: „Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfältig.” Geschwister, das ist „Reinigung” nach dem Wort Gottes im Alten Testament und im Neuen Testament! Nach dieser Reinigung des Zachäus konnte der Herr ihm die Vergebung zusprechen, wie ER in V.9 sagt: „Heute ist diesem Hause Heil widerfahren”. Ohne Vergebung gibt es kein Heil, wie es auch ohne Reinigung keine Vergebung gibt.
Es bleibt nun für uns die Frage bestehen, ob wir durch die Einkehr des Herrn in unsere Herzen die Gesinnung Christi Jesu angenommen haben. Die Gesinnung Jesu ist Sein Wesen. Was aber mag die Ursache dafür sein, daß Sein Wesen noch nicht das deine geworden ist? Die Gemeinschaft des Herrn mit Zachäus hatte solche reinigende Wirkung, weil er die Gesinnung des Herrn liebte. Wie lange wollen wir den Herrn Jesus noch warten lassen, bis auch wir Seine Gesinnung angenommen haben? Es wäre bitter, wenn wir uns mehr lieben würden als unseren Herrn, der alles für uns getan hat; und wir wissen genau, was Sünde ist.
„Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde” (Jak.4,17).